Leserbriefe

„NT-Comeback wäre kein Hexenwerk“

Jürgen Giesel, Nürtingen. Zum Artikel „Große Mehrheit für NT“ vom 24. April. Eine der wenigen ablehnenden Meinungsäußerungen zum Kennzeichen NT lautet: „Eine Rückkehr zum NT wäre pure Zeit- und Geldverschwendung“ und weiter: „Dass sich hoch bezahlte Beamte mit diesem Thema beschäftigen müssen, ist traurig“. Das leuchtet mir alles nicht ein.

Ein modernes EDV-System sollte ohne großen Aufwand so eingerichtet werden können, dass verschiedene Unterscheidungszeichen erstellt werden. Die Landkreise in Sachsen haben fast über Nacht die alten Kennungen wieder ausgeben können, in anderen Landratsämtern (unter anderem auch in Leonberg) waren Reservierungen schon lange vor dem Ausgabestart möglich. Das ist also alles kein Hexenwerk. Und einen Mehrpreis würden die Bürger, die sich das „lokale“ Kennzeichen geben lassen, ja wie bei jedem anderen Wunschkennzeichen zu bezahlen haben. Damit sollten die einmaligen Einrichtungskosten schnell ausgeglichen werden können.

Der Umstand, dass sich viele Beamte und andere Personen derzeit mit diesem Thema befassen (müssen), liegt an unserem Landesverkehrsministerium. Die meisten Bundesländer haben zentral entschieden, die alten Kennzeichenkürzel wieder zuzulassen und das Thema ist daher dort längst durch. Warum der Südwesten einen anderen Weg gehen muss, wissen wohl nur Herr Hermann und seine Mitarbeiter – und beschäftigen dadurch Beamte, Bürger und nicht zuletzt aufgrund der vielen beim Land nun eingehenden Anfragen, Briefe und so weiter auch sich selbst unnötig. Das hätte man sich alles (er-)sparen können.

Die doppelte Ironie an dieser ganzen Geschichte: Zum einen geht die „Initiative Kennzeichenliberalisierung“ auf ein Projekt der Hochschule Heilbronn zurück. Ausgerechnet in ihrem Geburtsland können die Bürger aber am wenigsten daraus Nutzen ziehen. Zum anderen sind es doch gerade die Politiker der Grünen, die Bürgerbeteiligung und Bürgerwillen ganz groß auf ihre Fahnen schreiben und sich hier den politischen Gegnern weit voraus sehen. Aber ausgerechnet die einzige grün dominierte Landesregierung zeigt sich hier restriktiver als alle anderen Landesregierungen, ganz gleich welche politische Farbkombination dort vorherrscht.

Dabei ist die Erfüllung von Bürgerwünschen vor Ort wohl nur selten so schnell, einfach und billig zu haben wie in diesem Fall – ohne jeden Nachteil für andere. Verkehrte Welt? Was soll das?

Wer sich damit nicht abfinden möchte, kann noch bis Mitte Mai die in Crailsheim gestartete Online-Petition unterzeichnen: Einfach unter www.openpetition.de im Suchfeld eingeben: „Ja, jede berechtigte baden-württembergische Stadt soll ihr Retrokennzeichen erhalten, wenn sie will“ (oder die ersten paar Worte davon). Unter „Statistik & Karten“ kann man dort auch sehen, aus welchen Städten bislang die meisten Unterschriften gekommen sind.

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