Leserbriefe

Neutraler Gutachter ist Voraussetzung

Fritz Eisele, NT-Hardt. Zum Artikel „Minister: Nachdenken über neue Flugroute kein Tabu“ vom 23. November.

Die couragierte Vorgehensweise der von der angedachten neuen Flugroute betroffenen Gemeinden mit OB Fridrich an der Spitze des Protestes und die entlarvenden und fundierten Gegendarstellungen von Bürgerinitiativen zeigen erste Wirkung. Am Anfang des öffentlichen Diskurses haben die Befürworter das in diesen Zeiten populäre Argument einer geringeren CO2-Emission ins Feld geführt. Dies haben die Fluggesellschaften zwischenzeitlich selbst als nicht relevant bezeichnet. Die gebetsmühlenartig vorgetragene Behauptung, viele würden von der neuen Flugroute profitieren und nur wenige hätten eine Mehrbelastung zu tragen, wurde widerlegt. Wohl deshalb wird vom Minister Hermann und OB Bolay versucht, mit einer neuen Erzählung die Gemüter zu besänftigen.

Das Zitat des Ministers, „die Belastung für Mensch und Umwelt in Summe möglichst zu verringern“, klingt dabei wie Hohn für die Betroffenen. Es ist das Geheimnis des Ministers, wie diese Milchmädchenrechnung aufgehen soll, wenn Tausende von Menschen eine extrem höhere Lärmbelastung zu ertragen haben. Abgesehen davon haben Bürger ihren Wohnort im Großraum des Flughafens bewusst selbst ausgewählt. Sowohl diejenigen, die unter der jetzigen Abflugroute leben, als auch diejenigen, die sich in einem Bereich mit geringerer Lärmbelastung angesiedelt haben. Das scheinheilige Argument, „Belastungen durch den Flughafen fair zu verteilen“, ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten, zumal wenn es aus dem Munde eines Grünen-Ministers kommt. Da gibt es überhaupt nichts zu verteilen! Von Ideen, den Fluglärm zum Nutzen aller insgesamt zu reduzieren, ist von dieser Stelle bisher bedauerlicherweise nichts zu hören, wohl deshalb, weil der Minister als Vorsitzender des Aufsichtsrates am Stuttgarter Flughafen die Passagierzahlen steigern will. Dazu wird eine zusätzliche neue Abflugroute benötigt. Ein viertes Terminal ist dazu auch schon angedacht.

Gespannt darf man auf das „Summenspiel“ von Mehr- und Minderbelastungen in dem vom Minister angekündigten neuen Lärmgutachten sein. Bei der Beauftragung eines Gutachters ist zwingende Voraussetzungen die Neutralität des Gutachters und die Mitsprache der negativ betroffenen Gemeinden bei der Zielformulierung.

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