Leserbriefe

Naturtourismus oder Rückzugsorte für Tiere

Giulia Rau, Frickenhausen. Es ist schrecklich mit anzusehen, was gerade in unserer Natur passiert. Im Zuge der Corona-Verordnung sind wir dazu angehalten, Sozialkontakte und den Besuch von öffentlichen Orten zu vermeiden. Viele Menschen suchen daher einen Ausgleich in der Natur. Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb und Umgebung lädt Naturliebhaber zu schönen Spaziergängen und Radtouren zwischen blühenden Streuobstwiesen und Albtrauf ein. Schöner geht es kaum! Dass wir uns hier im Lebensraum von Tieren und Pflanzen bewegen, scheint dabei oft in Vergessenheit zu geraten oder ist vielen Menschen einfach nicht bewusst. Wiesen und Wälder werden abseits von Rad- und Wanderwegen durchquert, Hunde werden von der Leine gelassen und ein lautes Grölen tönt durch den Wald.

Was bedeutet der zunehmende Naturtourismus für unsere Tier- und Pflanzenwelt? Das Durchstreifen von Wiesen und Wäldern abseits der Wege stört Vögel und Wild in ihrem natürlichen Lebensraum. Insbesondere in den Monaten Mai bis Juli, in denen sich die Tierwelt um ihren Nachwuchs sorgt, bringt jeder Mensch, der durch ihre Kinderstube streift, zusätzlichen Stress. Oft ist Flucht – nicht selten in Richtung Straßen – die Folge. Auch das Verlassen der Brutstätten, Flucht der Tiere in Angstnischen mit schlechter Nahrung, erhöhter Verbiss an Forstkulturen, um den Nahrungsbedarf irgendwie zu decken, sind nur einige der negativen Begleiterscheinungen. Nicht zuletzt deswegen ist das Durchstreifen von Wiesen und Wäldern „zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen nach dem Naturschutzgesetz (NatSchG) klar geregelt. Zudem erschwert das Durchqueren – sei es mit Pferd, dem Rad oder zu Fuß – das Mähen dieser Wiesen. Auch Hundekot und Müll tragen nicht zur Futterqualität des gewonnenen Grases beziehungsweise Heus bei, das wiederum unsere Ernährung sichert.

Bereits ausgebaute Rad- und Wanderwege geben uns die Möglichkeit, die Natur zu genießen und sie gleichzeitig zu respektieren. Diese sollten weder verlassen noch stetig durch Trampelpfade ergänzt werden. Naturfreunde sollten sich hier doch einig sein: Die letzten Rückzugsorte unserer Wildtiere sollten geachtet und respektiert werden. Schließlich ist es die Liebe zur Natur, die uns hinaus ins Grüne zieht...

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