Leserbriefe

Naturfrevel im Schlosspark

Eckhard Finckh, Nürtingen. Zum Artikel „Polizeieinsatz für Baumfällung steht fest“ vom 8. Februar. Ein entscheidender Akt im absurden Echtzeit-Drama mit dem Titel „S21“ nimmt seinen Lauf. Für Zuschauer unfassbar sind die im Drama eingebauten Widersprüche. Mitten in einer Umweltzone mit den schlechtesten Luftwerten Deutschlands erfolgt ein beispielloser Naturfrevel. Die riesigen Bäume sind lebendige und nachhaltige Klimaverbesserer. Der nächste Sommer kommt bestimmt. Die Leistung der gesammelten Blattflächen für Luftreinigung könnte jeder Naturwissenschaftler ausrechnen. Doch nichts davon. Das große Kettensägenmassaker an über 150 Bäumen wird von der Staatsgewalt mit mehreren Tausend Polizisten beschützt.

Die 30 Bäume vom „Schwarzen Donnerstag“ sollten auch noch dazugezählt werden. Die barbarische Szene spielt sich wenige Schritte entfernt von Stuttgarts Kulturmeile ab. Die Staatsgalerie, das Gymnasium Katharinenstift, die Staatstheater stehen in Zukunft neben Ödland. Könnte man sich einen derart barbarischen Parkmord im Englischen Garten in München vorstellen? Oder im Karlsruher Schlosspark? In Stuttgart geht es zu wie im Brasilianischen Urwald, wo für Konzerninteressen (oft illegal) gerodet wird. Und da war ja noch Heiner Geißlers Schlichtungsauflage, dass gesunde Bäume versetzt werden sollen. Geht wegen der Kältewelle gar nicht. Werden sie eben auch massakriert, bevor die Fäll-Erlaubnis am 29. Februar ausläuft. Ein Echtzeit-Drama, das von außen durchaus wegen seines satirischen Wertes betrachtet werden kann.

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