Leserbriefe

Müntefering und die Agenda 2010

Thomas Mitsch, Wendlingen. Zum Artikel „Netzwerke für ein würdiges Altern“ vom 9. März. Freundlich schauen uns die drei Sozialdemokraten Heirich, Müntefering und Arnold vor der Kulisse der Nürtinger Altstadt entgegen. Sie wollen sich Gedanken machen über das Zusammenleben in Zeiten des demografischen Wandels. Müntefering wird als Fachmann (wofür genau?) vorgestellt und stellte seine Ausführungen unter das Motto „weniger, älter, bunter“! Wenn er unter dem „weniger“ die Renten versteht hat er recht! Die Hälfte aller Grundsicherungsempfänger ist über 65 Jahre alt – die Tendenz ist steigend.

Das hat seine Ursache nicht darin, dass Menschen „später mit der Berufstätigkeit beginnen und früher (?) wieder aufhören“. Was will Müntefering damit sagen? Will er den Menschen zum Vorwurf machen, dass einfachere Tätigkeiten von unseren Unternehmern ins Ausland verlagert wurden und der Erwerb einer höheren beruflichen Qualifikation mehr Zeit in Anspruch nimmt? Will er diejenigen als Faulpelze vorführen, die früher in Rente gehen müssen (mit gekürztem Rentenanspruch!) weil sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weiter arbeiten können.

Müntefering und seine SPD-Genossen haben es zu verantworten, dass von der rot-grünen Agenda 2010 Arbeitsschutzgesetze zum Nachteil der Arbeiter verschlechtert wurden. Befristete Arbeitsverhältnisse, Anwachsen der Leiharbeit, Mini- und Teilzeitjobs, von denen keiner leben kann, sind Ursache dafür, dass auch die Renten der Betroffenen mies ausfallen. Solange alte, verschaffte Leute von Minirenten vegetieren müssen, sind wir von einem „würdigen Alter“ noch weit entfernt. Müntefering hat recht, wenn er auch Ältere berufen sieht, zum Gelingen der Gesellschaft beizutragen. Dazu gehört auch, dass die Alten die Jungen lehren, auch mal „nein“ zu sagen, wenn sozialdemokratisch oder christlich verkleidete Reformer auf Kosten der „kleinen Leute“ den Wirtschaftsstandort Deutschland retten wollen.

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