Leserbriefe

Mit Tieren auf Augenhöhe

Elfriede Steckroth, Neckartailfingen. Zum Artikel Wie dem Wohl der Tiere dienen vom 3. März. In mir wächst die Hoffnung, dass bald die fatale Philosophie eines René Descartes der Vergangenheit angehört. Dass Tiere Mitgeschöpfe auf Augenhöhe sind, hat Franz von Assisi, der große Schutzheilige der Tiere, dazu bewegt, mit ihnen und für sie Gottesdienste zu halten. Er sah in allem, was lebt, Gottes erhabene Schöpferkraft. Wie wenig überzeugende Folgewirkungen hat seine Theologie über viele Jahrhunderte in der Kirche gehabt.

Albert Schweitzer hat in viel späterer Zeit dann die Ehrfurcht vor dem Leben aller Geschöpfe gelehrt. Seine Veröffentlichungen waren der Anfang einer neuen Lebens- und Tiertheologie, die dennoch bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts in der westlichen Welt ein Schattendasein führte. Ich freue mich, dass nach Bad Boll, Hamburg, Tutzing (um nur einige Orte zu erwähnen) auch Nürtingen sich mit diesem großen ethischen Bereich beschäftigt und der englische Philosoph Jeremy Bentham mit seinen Aussagen sicherlich recht behält: Der Tag wird kommen, an dem der Rest der belebten Schöpfung jene Rechte erwerben wird, die ihm nur von der Hand der Tyrannei vorenthalten werden konnten. Eines Tages wird erkannt werden, dass die Anzahl der Beine, die Behaarung der Haut oder die Endung des Kreuzbeins keine Gründe dafür sind, ein empfindendes Wesen seinem Schicksal zu überlassen oder es würdelos zu behandeln. Die Frage ist nicht, können sie denken (Descartes) oder können sie sprechen, sondern können sie leiden?

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