Leserbriefe

Lügen und brutale Unterdrückung

Peter Reinhardt, Neckartenzlingen. Zum Leserbrief „Die europäische Sicherheitsstrategie“ vom 11. Mai.

Ukraine – oder: Sympathie für West oder Ost? Es scheint Menschen unter den Leserbriefschreibern zu geben, denen das russische Regierungssystem sympathischer ist als das westliche. Ich jedenfalls lebe deutlich lieber im demokratischen System des Westens unter amerikanischer Führung als im russischen System unter der Herrschaft Putins. Natürlich gibt es Fehler auch im Westen; aber ist es nicht besser als das russische?

Wie kann man behaupten, dass die NATO-Erweiterung nach Osten ein grober Fehler gewesen wäre? Es ist doch bekannt, dass zwar Gorbatschow mündlich zugesagt wurde, die NATO würde nicht nach Osten erweitert. Aber waren es nicht souveräne, demokratische Staaten im Osten, die eine Aufnahme in die NATO beantragt haben? Klar: es wurde eine mündliche Zusage gebrochen – aber hat Russland nicht mehrere von ihm unterzeichnete Verträge gebrochen?

Ich denke an das „Minsker Abkommen“. Und: was war das mit Tschetschenien? Mit der Krim? Mit der Ostukraine? Lügen, brutalste Unterdrückung und Zerstörungen! Und: war und ist die Nato je eine Gefahr für Russland gewesen? Hätte man die osteuropäischen Staaten hindern dürfen, sich gegen Russland, mit dem sie übelste Erfahrungen gemacht haben, zu schützen?

Es hilft nichts: natürlich hat „der Westen“ auch Fehler gemacht, aber rechtfertigen sie auch nur einen geringen Teil an dem brutalen und völlig unbegründeten Angriff auf ein freies Land wie die Ukraine – mit all den Scheußlichkeiten? Nein! Dieser Krieg zeigt, dass man von diktatorischen Führern das Schlimmste erwarten muss und dass man mit militärischer Gewalt antworten kann – muss? –, so übel es uns ankommen mag. An Verhandlungsversuchen hat es ja in den letzten Jahren keineswegs gefehlt.

Die Gazpromgeschichte war ja nichts anderes als der Versuch, zu einem friedlichen Miteinander mit Russland zu kommen – zum beiderseitigen Nutzen. Putin hat gezeigt, dass das ein Irrtum war – aber es geschah in der Hoffnung auf dauerhaften Frieden. Putin hat uns gezeigt, dass man mit Autokraten – genauso wie damals mit Hitler – nicht auf Dauer friedlich umgehen kann/darf. Das akzeptieren wir ungern.

Natürlich hätten wir gewarnt sein können: Tschetschenien, die Krim und die Ostukraine hätten uns warnen können/sollen – aber der Westen hatte gehofft, auch da noch mit Diplomatie und gutem Willen den allgemeinen Frieden erhalten zu können.

Bei uns kann man über solche Themen offen streiten – in Russland nicht.

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