Leserbriefe

Locker bleiben und mit Betroffenen reden

Eberhard Ellwanger, NT-Reudern. Zum Leserbrief „Das konnte man sich nicht vorstellen“ vom 12. Juli. Morgens beim Frühstück: ein kleines Stückchen Gemütlichkeit, bevor es wieder losgeht. Leserbriefe sind immer wieder interessant und manchmal sogar informativ. Ich studiere die Antwort von Herrn Schweikert auf meine Meinung zur gleichgeschlechtlichen Ehe und schmunzle. Weiter unten schreibt er dann aber unter anderem über „krankhafte und irre Geister“. Soso! Moment mal – er meint ja mich! Vor Schreck fällt mir fast das Gsälzbrot aus der Hand und sofort auch wüste Wörter ein. Die verrate ich aber nicht.

Ich frage besorgt meine Frau, ob dieser mir unbekannte Mann recht hat? „Ha noi!“ Auch in der Firma werde ich beruhigt. Puh – da bin ich aber froh. Ich frage mich, ob in der Seele von Herrn Schweikert auch mal die Sonne scheint. Das geht mich aber nichts an. Wenn er jedoch solche drastischen Einteilungen vornehmen muss, nur um seine Meinung zu untermauern, stimmt es mich zumindest nachdenklich.

Es hat leider eine jahrhundertelange Tradition, dass Schwule und Lesben (und deren Unterstützer) verunglimpft und als krank abgestempelt wurden. Wenn er diese Tradition fortführt, spricht dies für sich. Das ist zumindest mein Vorurteil, das ich hiermit zum Besten gebe. Wer so etwas heute noch nötig hat, mag mit den Müttern und Vätern des Grundgesetzes konform gehen. Die Söhne und Töchter des selbigen müssen sich halt mit dem Vorhandensein von Handys, Privatfernsehen, Drohnen, Internet, Atomkraftwerken, Parteispenden und schwulen und lesbischen Paaren auseinandersetzen, weil dies nicht alles krank und abartig, sondern schlicht vorhanden ist. Da lob ich mir doch diejenigen, die mehr als ein paar Schimpfworte parat haben.

Übrigens: die Weitergabe von Leben erfolgt nicht nur mittels Schniedel und Gegenstück. So entsteht zwar Leben, aber fertig ist man damit noch lange nicht. Danach kommt die eigentliche Aufgabe. Ob diese gelingt, nur weil man heterosexuell ist, stelle ich gerne nochmals in Frage. So, jetzt ist’s aber auch gut. Einfach lockerbleiben bei dem Thema und mal direkt mit den Betroffenen reden. Sich dabei ins Gesicht schauen und versuchen, erst mal zu verstehen. Das hilft nicht nur bei diesem Thema weiter.

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