Leserbriefe

Konkurrenz oder Ergänzung?

Renée-Maike Pfuderer, Nürtingen. Zum Artikel „Schuldnerberatung sucht Sozialpaten“ vom 17. April. Aus verschiedenen Gründen hat mich dieser Artikel verblüfft. Als ausgebildete Fall-Konflikt-Managerin im Privatinsolvenzverfahren frage ich mich doch, was Sozialpaten, die weder über eine kaufmännische, juristische oder psychologische Vorbildung verfügen, bei Menschen in dieser Notsituation wirklich bewegen können. Empathie ist zwar für den Umgang mit Menschen in Notsituationen wichtig, als einzige Grundvoraussetzung jedoch ist sie etwas spärlich. Ich selber weiß aus eigener Erfahrung, dass neben einer intensiven Einführung in Sozial- und Insolvenzrecht, einer kaufmännischen Aus- oder Weiterbildung eben auch eine psychologische Schulung und regelmäßige Supervision notwendig sind. Ich stelle mir gerade vor, wie solch ein Sozialpate, der sich aus bestem Vorsatz in die Sache einbringen will, aber aus seinem „gutbürgerlich-normalen“ Umfeld kommt, zum Beispiel auf einen HIV-infizierten Stricher reagiert, der in ein normalbürgerliches Leben zurückfinden will. Dies fällt gelegentlich selbst mir nicht leicht und dies obwohl mich mein eigener Lebensweg mit so manchem in Kontakt kommen ließ, an das ich noch vor acht Jahren nicht denken konnte.

Will das DRK hier lediglich eine Verfahrensbeschleunigung zu Lasten der Menschen in der Schuldenfalle erreichen? Die Wartelisten sind ja entsprechend lang. Bei einer Wartezeit von über sechs Monaten war es den Menschen in der Schuldenfalle bisher möglich, sich mittels Beratungshilfeschein an einen Anwalt oder eine andere sachkundige Stelle zu wenden. Dort wird diesen Schuldnern dann durch Menschen wie mich in enger Zusammenarbeit mit den Anwälten geholfen. Wobei wir uns keinesfalls als Konkurrenz zur öffentlichen Schuldnerberatung sehen, und diese sollte uns als Ergänzung verstehen.

In einem weiteren Punkt bringt mich der Artikel zum Staunen. Im September 2008 beantragte ich beim Arge Job-Center Landkreis Esslingen oben genannte Weiterbildung. Eine Führungskraft des hiesigen Jobcenters erklärte mir damals, dass es keine Beschäftigungsmöglichkeit für Fall-Konflikt-Manager gebe. Nun habe ich die Weiterbildung, mit der sich in der Zwischenzeit das Sozialgericht befasst, erfolgreich abgeschlossen und ich werde nach einem weiteren Praktikum in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen. Insgesamt doch sehr verwunderlich.

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