Leserbriefe

Köln und die tägliche Gewalt an Kindern

Raul Guerreiro, Nürtingen. Selbstverständlich ist Gewalt ein Schockerlebnis. Sei es als gewünschter krankhafter Genuss für Millionen von Video- oder Filmzuschauern oder dann als unerwünschte Realität in Fußballstadien, Straßen et cetera. Der Silvesterabend in Köln ist aber prinzipiell eine Massenbestialität. Diese von jedem ethischen Ideal entleerte Orgie von infantilem Verhalten unterbricht gewaltsam die friedeninspirierende weihnachtliche Periode vom 25. Dezember bis 6. Januar und ist dazu prädestiniert, vor allem durch die beschämende Tradition von Alkoholexzessen, die niedrige menschliche Natur zu provozieren.

Wieso jetzt auf unserer gesamten Politikbühne diese Fokussierung auf ein kurz andauerndes Ereignis (dazu die rassistischen Kommentare „arabischer oder nordafrikanischer Herkunft“), wenn in unserer eigenen Gesellschaft und in einem viel sensibleren Lebensbereich kontinuierlich viel Schlimmeres passiert? Die vorletzte Statistik des Bundeskriminalamts und der Deutschen Kinderhilfe sprach nämlich von einer erschreckenden Zahl von Kindesmissbrauch in Deutschland. Täglich würden fast 50 Kinder misshandelt oder sexuell missbraucht. Ja, das sind zwei Kinder pro Stunde, wobei das nur den bekannt gewordenen Fällen entspricht. Warum erscheinen diese wirklich schockierenden Gewaltrealitäten nicht in den Haupttiteln der Medien?

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