Leserbriefe

Klima und Hochwasser erfordern Reaktionen

Peter Reinhardt, Neckartenzlingen.

Noch und nöcher Berichte aus und über das Hochwasser – und alle sagen: schrecklich, schrecklich! Und man redet viel über die mögliche Wiederherstellung der verlorenen Werte – auch über bessere Schutzmaßnahmen für die Zukunft (meterhohe Schutzwände an allen Flüssen und Bächen?). Ist ja alles richtig. Aber merkwürdig wenig wird über die wirkliche Ursache geredet und nachgedacht. Bestenfalls mal vorsichtig angetönt wird das, was doch offensichtlich die Hauptursache darstellt: der Klimawandel. Das, was wir zurzeit erleben, könnte in absehbarer Zeit Alltag werden. Nicht nur in fernen Gegenden, sondern auch bei uns. Oder? Ähnliche Katastrophen in fernen Ländern nehmen wir mit wohligem Schauder zur Kenntnis – und hoffen fiebernd auf den nächsten Fußballsieg irgendeiner „deutschen Mannschaft“ oder so. Der Klimawandel ist scheint’s nur etwas für Überängstliche oder Spinner; allenfalls geeignet zur Aufbesserung von Sonntags- und Wahlreden und schönen Parteiprogrammen. Und die einzige Partei, die ernsthaft Handlungsvorschläge macht, wie man wenigstens partiell etwas gegen die wohl kommenden Katastrophen tun sollte und vielleicht könnte, die wird mit lächerlichem Kleinkram (Plagiatsvorwürfen) an den Rand des öffentlichen Bewusstseins gekegelt, anstatt ihre Vorschläge und Gedanken ernstlich zu diskutieren.

Dabei sind doch alle ernsthaften Wissenschaftler – und auf wen sollte man sonst hören? – so gut wie einheitlich der Meinung: wir können noch etwas tun und sollten es auch tun. Aber nein. Obwohl doch einiges dafür spricht, dass es eine Partei gibt, die die Probleme mit und um den Klimawandel wirklich ernsthaft angehen möchte, werden deren Vorschläge nicht wirklich ernstlich diskutiert und erwogen. Und ich glaube fast, auch den Grund angeben zu können: man sieht/spürt zu deutlich, dass man da unangenehme Dinge ins Auge fassen müsste. Lieber glaubt und folgt man denen, die die Maßnahmen versprechen: Natürlich muss da etwas getan werden! Allerdings Maßnahmen, die mich selber aber möglichst wenig betreffen. Eine Starkstromleitung in der Nähe, höhere Kosten für dies und das, ein Windrad in meiner Nähe, teurerer Treibstoff? Alles völlig unmöglich, oder erst in späten Jahren. Dabei ist doch eigentlich ziemlich klar: wenn wir uns den kommenden Katastrophen, von denen wir gerade einen kleinen Vorgeschmack bekommen haben, etwas entgegenstellen wollen, dann geht das nicht ohne unangenehme Einschnitte. Wer Einschränkungen vorschlägt, der wird abgewatscht oder verleumdet – „Verbotspartei!“. Aber noch haben in den Wahlprognosen die Parteien die besten Chancen, die künftige Bundesregierung zu bilden, die zwar vom Klimawandel reden, aber so tun, als könnten wir ohne größere und härtere Maßnahmen unseren Teil zu einer Milderung, einer Verzögerung der kommenden Katastrophen beitragen. Bequemer halt. Fast möchte ich zynisch sagen: Na gut denn! Ich sehe bis dahin von oben zu. Mit meinen 85 Jahren dürfte ich bis dahin wohl nicht mehr echt betroffen sein. Aber was wird mit denen sein, die jetzt noch jünger sind?

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