Leserbriefe

Kann Joachim Gauck nicht verstehen

Peter Främke, Neckartailfingen. Zum Leserbrief „Investition in moderne Infrastruktur“ vom 6. November. Im Leserbrief von Herrn Günther wird eine Äußerung von Joachim Gauck erwähnt, die mich schon im Oktober kurz nach dem berüchtigten Wasserwerfereinsatz zu einem Brief an Herrn Gauck veranlasst hat. Ich habe Herrn Gauck gegenüber meine tiefe Enttäuschung geäußert über die Art seiner Einmischung in die Problematik Stuttgart 21. Seine Aufforderung, „trotz der Proteste Stuttgart 21 zu realisieren . . . und dieses nicht zu tun, wäre fast eine Straftat“ habe ich nicht glauben können. Es war für mich unfassbar, dass „der“ Joachim Gauck auf diese Weise Politiker auffordert, blind an Beschlüssen festzuhalten, die der heutigen Faktenlage und vielen offenen Fragen nicht mehr entsprechen und deshalb dringend demokratisch überprüft und neu beschlossen werden müssen.

Und in den Parlamentsdebatten in Stuttgart und Berlin wurde Herr Gauck dann einseitig vor den Karren gespannt, indem Politiker der CDU genüsslich die Äußerungen von Joachim Gauck als Rechtfertigung für „Augen zu und weiter so“ zitierten. Hat Herr Gauck dies so gewollt? Und wieso darf dieser demokratische Prozess nicht durch friedliche Proteste Zehntausender aus allen Bevölkerungsschichten und Parteien eingefordert werden, wenn die regierenden Politiker dem Volk mit Wasserwerfern und Pfefferspray Beschlüsse mit Gewalt einprügeln wollen, die das Volk nicht verstehen kann und auch die Politiker nicht überzeugend erklären können, nicht einmal mit Millionen Euro für Werbeagenturen?

Mit meinen 72 Jahren gehöre ich jetzt zum ersten Mal zu diesem Protest und ich bin stolz darauf, auf diese Weise an gelebter Demokratie im Kreise vieler ehrlicher Menschen teilzunehmen. Die jetzt stattfindende öffentliche Erörterung der Fakten unter Leitung von Heiner Geissler wird hoffentlich zu einer guten, vernünftigen und bezahlbaren Lösung beitragen.

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