Leserbriefe

Ja zu den Nürtinger Realschulen

Erika Bauer, Nürtingen. „Der Weg geht zur Zweigliedrigkeit“ vom 25. September 2015. Die Diskussion um die Realschule wird engagiert geführt – gleichermaßen von Befürwortern als auch von jenen, die diese Schulform in die Gemeinschaftsschule und deren Konzept überführen wollen. Das vom Kultusministerium in Auftrag gegebene Gutachten von Professor Bohl hat Mühe, den Sinn der Gemeinschaftsschule zu erklären und man fragt sich, ob aus diesem pädagogischen Konzept nicht wieder einmal mehr Probleme entstehen als gelöst werden können. Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass sowohl Schüler als auch eingesetzte Lehrer überfordert sein könnten.

Zum einen wird ein lernschwächeres Kind sich schwer tun, selbständig und frei zu arbeiten und dazu noch gute Ergebnisse zu erzielen. Schüler mit Hauptschulempfehlung werden an diesem Konzept scheitern. Welchen Sinn macht dann die Gemeinschaftsschule gerade für diese Kinder! Und jedem Lehrer, der nicht ausreichend vorbereitet und ausgebildet wird, wird es an der nötigen Motivation fehlen oder er verliert sie bei Misserfolg trotz intensiven Einsatzes.

Nicht wenige junge Lehrer arbeiten heute schon mit verringerten Deputaten, da sie sich den täglichen Anforderungen nicht mehr gewachsen sehen, ja, diese über ihre Leistungsgrenze hinausgehen. In Baden-Württemberg gibt es inzwischen 271 Gemeinschaftsschulen. Gezielt von der derzeitigen Landesregierung werden diese weiterhin ausgebaut – ohne vergleichbare Ergebnisse – und mit viel Zuwendungen und Versprechungen an Gemeinden und Schulen unterstützt. Mehr Lehrerstellen, kleinere Klassen oder Arbeitsgruppen werden zugesagt. Warum erfahren unsere Realschulen nicht die gleiche Unterstützung? Sie beweisen schon lange, dass sie Kindern mit unterschiedlichen Neigungen durch das Angebot in verschiedenen Zügen gerecht werden und so fördern, dass sie später bei ihrer Berufswahl gleichermaßen beim Einstieg in ein Lehrverhältnis oder über das Abitur zum Studium in der Lage sind. Diesen Beweis haben Gemeinschaftsschulen bis heute nicht geführt. Vergleichsarbeiten und deren Ergebnisse werden gezielt unter Verschluss gehalten. Hier wird politischer Druck ausgeübt – zum Vorteil einer Ideologie und zum Nachteil vieler Schüler.

Ich appelliere daher an die örtlichen Vertreter von Grünen und SPD, alle Schulen gleichermaßen zu fördern, damit nicht eine der beiden Realschulen Nürtingens aufgegeben werden muss zugunsten einer Schulart, deren Leistungsfähigkeit noch lange nicht bewiesen ist. Die Realschule hat dies längst unter Beweis gestellt!

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