Leserbriefe

Impfen streng nach Vorschrift

Matthias Sterr, NT-Neckarhausen. Zu den Artikeln „Industrie fordert digitalen Wandel in Amtsstuben“ und „Landratsamt verbietet 200 Impfungen“ vom 23. März. Dazu gibt es zu bemerken. Zum Einen glaube ich nicht, dass bei einer voll digitalen Verwaltung die Defizite aufgehoben sind, hinter allem steht noch der Mensch! Ein Organisationssystem ist immer nur so gut, wie die Menschen, die dahinter stehen. Übertragen auf unser überorganisiertes Staatswesen, in dem sich Gesetze und Ausführungsbestimmungen oftmals gegenseitig blockieren und manchmal schon kafkaeske oder je nachdem, kabarettreife Züge annehmen, braucht man sich nicht wundern, wenn sich niemand zuständig fühlt oder nur „Dienst nach Vorschrift“ macht. Auch der föderale Aufbau unseres Staates, den ich grundsätzlich bejahe, stößt aber an seine Grenzen bei der Bewältigung der jetzigen Pandemie. Hier muss einiges reformiert werden. Man verliert sich im „Klein, Klein“. Wenn dann einmal, wie im Kreis Lörrach, eine private Initiative 200 Impfungen für über 80-jährige organisiert wiehert der Amtsschimmel schon mal ganz gewaltig und verbietet, was den „Laden“ stören könnte. „Denn was nicht sein kann darf auch nicht sein“!

Die Amerikaner machen es vor, wie man es machen könnte. Eines ist jedenfalls sicher: Es wird so bleiben wie es schon immer war und wie es sich vor über 70 Jahren in der folgenden Geschichte von Thäddäus Troll (frei erzählt) zugetragen hat. Damals gab es noch „Care-Pakete“ aus den USA für Bedürftige. Jedes Paket hatte ungefähr den gleichen Inhalt und Größe. Eine Verteilung wäre problemlos gewesen. Jedoch am Ausgabeschalter einer Verteilerstelle in Stuttgart lief es nicht so einfach, denn dort beschwerte sich ein Mann, weil er lange warten musste, obwohl er einer der ersten im Schalterraum war. Darauf der Schalterbeamte: „Herr Siegloch, do gibt’s nix zum beschwera, bei ons got älles streng noch em Alphabet, dätet sia ,Arschloch‘ hoißa, no wäret sia schau lang drakomma,“ So isch, ond so wird‘s bleiba!

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