Leserbriefe

Hohe Zeit für eine Gemeinschaftsschule

Michael Jäger, Nürtingen. Zum Artikel „Setzen Eltern Kinder zu sehr unter Druck?“ vom 23. Februar. Nürtingen nennt sich gerne eine Schulstadt und weist auf die Vielfalt und Anziehungskraft seiner Schulen hin. Doch seit der Gründung von mehreren Gemeinschaftsschulen in der Umgebung verlassen Nürtinger Kinder in der Größenordnung von etwa zwei Schulklassen jährlich unsere Stadt, mehr als 10 Prozent der Viertklässler! Und dies geschieht, obwohl es für Eltern wie Schüler mit großem Aufwand verbunden ist, diese Schulen zu erreichen. Wie viele Schüler erst würden eine in Nürtingen ansässige Gemeinschaftsschule besuchen? Ich bin mir sicher, dass wie in Kirchheim eine dauerhaft drei- bis vierzügige Gemeinschaftsschule in Nürtingen etabliert werden könnte.

Pflichtschuldig wird von unserer Bürgermeisterin Grau darauf verwiesen, es gäbe keine Nürtinger Schule, die den Weg einer Gemeinschaftsschule beschreiten wolle. Das ist sicherlich derzeit richtig. Nur: Unter einer politisch gesteuerten Schulentwicklung stelle ich mir etwas anderes vor. Diese berücksichtigt die Wünsche der Eltern als allererstes. Jetzt schon, wohlgemerkt unter ungünstigen Bedingungen, zieht es deutlich mehr Schülerinnen und Schüler nach auswärts in Gemeinschaftsschulen als in die vor Ort gelegene Werkrealschule. Daher sollte die Stadtspitze aktiv einen Prozess in Gang setzen, an dessen Ende eine Gemeinschaftsschule in Nürtingen stehen kann.

So geschehen zum Beispiel in Esslingen und Ludwigsburg! Hier wurden klare politische Vorgaben entwickelt und letztendlich auch umgesetzt. Wieso zeigen Frau Grau und auch unser OB Heirich hierzu keinen Willen? Und wo bleibt die Stimme des Gesamtelternbeirats von Nürtingen? Wieso vertritt er nicht die Interessen einer gewichtigen Anzahl von tatsächlichen und zukünftigen Nürtinger Gemeinschaftsschuleltern? Könnte es etwa sein, dass sich im Gesamtelternbeirat vor allem die Interessen der derzeitigen Nürtinger Schularten widerspiegeln? Das kann es ja wohl nicht sein. Wer den Anspruch erhebt, die Interessen aller Eltern zu vertreten, sollte dies auch tun!

Fazit: Wenn sich Nürtingen mit Fug und Recht eine Schulstadt nennen will, dann müssen wir auch dafür sorgen, dass alle Eltern und Kinder Nürtingens die gewünschte Schulart vor Ort finden. Nürtinger Schüler müssen in den kleinen Nachbarort Frickenhausen auf die Schule gehen, weil es nur dort die gewünschte Schulart gibt? Das ist für Nürtingen eigentlich beschämend.

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