Leserbriefe

Haben Schutzsuchende wirklich eine Chance?

Bernd Metzger, NT-Oberensingen. Zum Leserbrief „Schutzsuchenden eine Chance geben“ vom 4. Februar. Ich denke, viele haben einen ganz falschen Eindruck von den Zielen der Bürgerinitiative Grötzinger Straße: Wie wir auch auf unserem Flugblatt geschrieben haben, sind wir nicht gegen Flüchtlinge! Wir sind auch gegen jede Form von Fremdenhass und halten das Asylrecht für sehr wichtig! Der Standort in der Grötzinger Straße ist nach unserer Meinung aber für die Unterbringung von Flüchtlingen nicht geeignet, aus folgenden Gründen: Schon jetzt leben dort 86 Personen aus sozial schwächeren Gesellschaftsschichten (teilweise Obdachlose), was etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung von Grötzinger Straße und Grubwasen entspricht. Teilweise wohnen auch nicht gemeldete Personen dort. Es gibt dort schon jetzt öfters Auseinandersetzungen, bei denen nicht selten auch die Polizei eingreifen muss. Wir haben diese Zustände bisher akzeptiert, denn auch diese Menschen müssen irgendwo leben und die soziale Durchmischung ist momentan noch gewährt. Wenn jetzt aber nochmals 66 Flüchtlinge dort untergebracht werden, befürchten wir das Schlimmste, denn diese Leute sind dort nicht willkommen. „Die sollen ruhig kommen, wir sind zum Kampf bereit!“, war ein Kommentar von zwei Bewohnern von dort.

In einer solchen Umgebung können sich Flüchtlinge doch nicht integrieren, mehr noch, wir fürchten um deren Gesundheit. Die Flüchtlinge sind doch für die Stadt nur ein lästiges Übel, die sie irgendwo unterbringen muss. Über die Tragweite einer Entscheidung macht sich dort keiner Gedanken. Dazu kommt, dass wir inzwischen nicht mehr erfahren, wie das Gebiet dort später einmal weiterentwickelt werden soll. Die Stadt hüllt sich in Schweigen. Es ist aber bekannt, dass der Bebauungsplan rechts der Hauffstraße sozialen Wohnungsbau zulässt und es lagen auch schon Pläne auf dem Tisch. Würden diese so oder so ähnlich umgesetzt, wären dann an die 150 sozial schwächere Personen dort untergebracht und was dann links der Hauffstraße passieren soll, steht sowieso in den Sternen.

Wenn irgendwann mehr Menschen auf dem kleinen Areal wohnen als im Rest der Grötzinger Straße und Grubwasen, kann das diese Gegend nicht mehr verkraften und wäre bald ein verschrienes Viertel, ähnlich wie Berlin-Kreuzberg oder wie früher, als der Name „Klein Marokko“ in aller Munde war. Davor haben wir Angst. Wir fragen uns, warum dieses Gebäude unbedingt hier errichtet werden muss. Dort wo wohlhabendere Menschen oder auch Stadträte wohnen, werden solche Gebäude nicht erstellt, obwohl dort die Flüchtlinge weitaus sicherer leben würden und bessere Integrationschancen hätten. Wir denken, die Stadt will hier einen Abschiebeplatz für sozial Benachteiligte schaffen, weit weg, wo sie nur wenige stören – und dagegen wehren wir uns.

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