Leserbriefe

Grundschul-Inklusion in Wendlingen

Barbara Mayer, Wendlingen. Zum Artikel „Geistig behinderter Grundschüler darf nicht auf Wunschschule“ vom 17. Mai. Hut ab vor den Schulleitern, die jedem Kind unabhängig von seinen Voraussetzungen eine Chance geben und dabei den Mut und die Größe haben, diesen Kindern den Weg in die für sie optimalere Schule offen zu lassen, wenn die Möglichkeiten zur bestmöglichen individuellen Förderung an ihrer Schule nicht gegeben sind – ohne auf die politische Wirkung ihrer Ablehnung zu schielen. Es gibt einen Unterschied zwischen gemeinsamer Beschulung und Inklusion. Das haben viele, leider auch Entscheidungsträger, noch nicht verstanden.

Aus gemeinsamer Beschulung kann unter guten Bedingungen Inklusion entstehen. Wenn das nicht der Fall ist, braucht es Mut, einen einmal eingeschlagenen Weg wieder zu verlassen, wenn man festgestellt hat, dass er in die falsche Richtung führt. Sonst haben wir: Inklusionsverlierer. Und zwar nicht nur einen, sondern wie in unserem Fall 17! Nicht jedes Kind kann an jeder Schule und in jede Klasse integriert werden. Das wurde an der Ludwig-Uhland-Schule ausprobiert und inzwischen bewiesen. In unserem Fall sind die (Pflege)Eltern des betroffenen Kindes nach wie vor überzeugt davon, dem Kind etwas Gutes zu tun. Eine Befragung der Klassenkameraden und deren Eltern zeichnet aber ein konträres Bild. Die Kinder haben zum Teil sogar Angst vor dem Mitschüler. Weil dieser Junge zum Beispiel ohne Grund und Vorwarnung einen Stuhl quer durch das Klassenzimmer oder eine Schere gezielt nach anderen Kindern wirft, seine Mitschüler und Lehrer wüst beschimpft und seine Lehrerin tritt, in den Bauch schlägt und mit verschiedenen Gegenständen bewirft.

Es wurde zwischenzeitlich sogar Strafanzeige erstattet. Es kommt weder von der Schulleitung noch vom Schulamt noch vom Kultusministerium Unterstützung. Wer übernimmt die Verantwortung, wenn eines der anderen Kinder zu Schaden kommt? Es entscheidet ein Elternpaar über das Wohl und Wehe einer ganzen Schulklasse! Das Beispiel zeigt, wie ungut inklusive Beschulung laufen kann, wenn die Voraussetzungen nicht stimmen, und niemand will diese Erfahrung selber machen. Damit führt man einen richtigen und guten Ansatz ad absurdum und verbaut damit anderen Kindern sämtliche Chancen. „Die Freiheit des Einzelnen hört da auf, wo die Freiheit des anderen beginnt.“ Nur wenn jeder die Grenzen des anderen respektiert, kann Inklusion gelingen.

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