Leserbriefe

Grobe Verfälschung der Geschichte

Dr. Walter Stahli, Nürtingen. Zum Artikel „Plötzlich ist der Adel schwarz“ vom 3. Februar. In den Märchen der Brüder Grimm hatten wir schon den Frosch als Prinz und in der Milka-Werbung die Kuh als Lila-Wesen. Und viele Kinder glaubten dies auch noch.

Dass aber jetzt der englische Adel des 19. Jahrhunderts plötzlich schwarz ist . . . ist, gelinde ausgedrückt, zumindest gewöhnungsbedürftig, aber auch bei uns nichts Neues. In einer neuen Verfilmung der „Drei Musketiere“ sieht man einen farbigen Porthos! Und in einem unlängst in der ARD gezeigten deutschen Märchenstreifen erscheint ein schwarzer Prinz.

Die Autorin ist sich bewusst, dass solche Ergebnisse von „Colorblind Casting“ eine grobe Verfälschung der Geschichte darstellen, auch wenn so etwas im Theater und in der Oper längst gang und gäbe ist. Dass solche Produktionen keineswegs „historisch korrekt“ sind, ist offensichtlich, da stellt sich aber die Frage ob die Produzenten ihre Ideen bis zu Ende gedacht haben?

Zugegeben, ich kenne „die Broadway Sensation“ von 2015, in der die Gründungsgeschichte der USA mit Latinos und Schwarzen Darstellern gespielt wird, nicht, aber ich vermute mal, dass hier die Rollen der Sklavenhalter nicht mit Schwarzen Darstellern und die Sklaven mit Latinos besetzt wurden. Für Blinde wäre auch das kein Problem. Für mich schon. Aus meiner Sicht sind solche Experimente ein Schuss, der nach hinten gehen kann.

Dazu ein kleines Beispiel: wie wäre es wenn in einem zukünftigen Remake von „Vom Winde verweht“ die Rolle des Rhett Butler mit Will Smith und die der Scarlett O’Hara mit Gabourey Sidibe besetzt wird? Zugegeben, eine hochkarätige Besetzung! Ach ja, bitte nicht vergessen, aus Gründen der „politischen Korrektheit“, die „armen weißen Sklaven“ auf den „Cotton Fields“! Das wäre bestimmt eine Sensation, die den sehr beliebten Colorblind „Bridgerton“ in den Schatten stellen würde! Oder vielleicht doch ein Eklat?

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