Leserbriefe

Geldvermehrung für Deutschland?

Peter Främke, Neckartailfingen. Zum Artikel „Deutschland ist Gewinner der Griechenlandkrise“ vom 11. August. Der Titel des Artikels bezieht sich auf eine Untersuchung des IWH-Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle. Mehr als 100 Milliarden Euro Zinsersparnis hat Deutschland „gewonnen“ seit 2010. Das sind mehr als die 90 Milliarden, die eventuell unser „Beitrag“ wären, wenn Griechenland pleite geht. Aber auch das wurde am 13. Juli durch die EU in Brüssel verhindert, als der griechische Ministerpräsident Tsipras zur fast bedingungslosen Kapitulation gezwungen wurde unter Führung von Kanzlerin Merkel und Finanzminister Schäuble.

Die seit 2010 anhaltende Versklavung eines EU-Mitglieds geht also weiter – ohne Hoffnung auf Besserung, denn die Schulden von mehr als 300 Milliarden können niemals abgebaut werden. Deshalb fordert sogar der IWF ganz andere Maßnahmen mit Schuldenschnitt et cetera. Aber Schäuble bleibt starrsinnig bei Nein. Währenddessen geht die wundersame Geldvermehrung für Deutschland weiter, denn auch wir haben Schulden, die wir niemals zurückzahlen könnten: Mehr als 2000 Milliarden – Tendenz steigend! Allein in diesem Jahr müssen deshalb 250 Milliarden deutsche Schulden zurückgezahlt und in neue Kredite verwandelt werden – ganz einfach ohne Troika. Daran wird Deutschland wieder viele Milliarden „verdienen“, denn die weltweiten Kapitalisten haben „Geld wie Heu“ und wissen nicht, wohin damit. Deutschland wird – noch – als „sicherer Hafen“ angesehen. Deshalb werden neue Kredite bedenkenlos ohne Zinsen vergeben, sogar Minus-Zinsen werden vereinbart. Deutschland ist also nicht nur Exportweltmeister und Waffenlieferant Nummer drei in der Welt, sondern jetzt auch „Meister der Krisengewinner“. Und wer sind die Verlierer? Griechenland ist nur der Anfang, weitere Staaten werden folgen und dann stirbt vielleicht auch der schöne Traum von einem Europa in Frieden und Wohlstand. Wollen wir das wirklich? Oder sollte Deutschland mehr Verantwortung für Frieden in Europa und in der Welt übernehmen – ohne Waffen und Soldaten?

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