Leserbriefe

Falsche Einschätzung von Wolfgang Molitor

Hartmut Gerhardt, Wolfschlugen. Zum Kommentar „Bittersüß“ vom 22. April. Wolfgang Molitor scheint Robert Habeck nicht zu mögen. Dieser Eindruck entsteht zumindest beim Lesen seines Kommentars zur Wahl von Annalena Baerbock zur Kanzlerkandidatin der Grünen. Dass auch Habeck das Kanzleramt angestrebt hat, ist bei einer Doppelspitze einer Partei nur zu gut verständlich. Dass er nicht zum Zuge kam und deshalb den Tag der Entscheidung als „bittersüß“ empfunden hat, ist ebenso nur allzu menschlich. Doch er hat diese neue Situation als Tatsache verarbeitet, akzeptiert und steht nun auch voll dahinter. Zumindest geht dies aus dem Interview hervor, das eine große Wochenzeitung mit ihm geführt hat.

Baerbock gewann die Kanzlerkandidatur eben nicht „nur, weil sie eine Frau ist“ etwa „ein Covergirl also“, wie Molitor schreibt. Habeck kennt die Zeichen unserer Zeit und weiß, dass Gleichberechtigung auch in Deutschland eben noch nicht erreicht ist. Er weiß weiter, dass er als Nummer zwei bei den Grünen eben auch viel bewirken kann, nicht nur, aber auch bei der Unterstützung von Baerbock im Wahlkampf.

Deshalb lässt er Baerbock jetzt als Frau und Kanzlerkandidatin gelten: „Dass Annalena eine Frau ist in einem ansonsten männlichen Wahlkampf, war ein (!) zentrales Kriterium“ sagt Habeck im Interview. „Baerbock hat nur (!) gewonnen, weil sie eine Frau ist – glaubt Habeck“, schreibt Molitor. Hätte Wolfgang Molitor das vollständige Interview in der ZEIT gelesen und nicht einzelne Teile herausgegriffen, sähe sein Kommentar wahrscheinlich anders aus.

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