Leserbriefe

Fadenscheinige Argumente

Fritz Mergenthaler, Nürtingen. Zum Artikel An Textiltradition anknüpfen vom 8. März. Trotz der erwartet vielen Reaktionen gegen das Boss-Bauvorhaben werde ich das Gefühl nicht los, dass die Würfel bereits gefallen sind.

In der Samstags-Ausgabe fällt mir diese Überschrift sofort ins Auge. Welch fadenscheinige Argumentation! Wer erinnert sich denn noch an die Nürtinger Textiltradition? Ich schon, stand ich doch in der früheren Schillerstraße (wie Hunderte von betroffenen Nürtingern), als die Entress-Fabrik in Schutt und Asche sank. Und die architektonisch beeindruckende Firma Jenisch, auch in der Schillerstraße, ebenso. Wer erinnert sich noch an Helo mit dem grün gestrichenen Metall-Einfahrtstor, welches sich so wunderbar für uns Schüler als Kreide-Malfläche geeignet hatte? Und die andere Firma Jenisch, die jetzt das Finanzamt beherbergt, musste schließen, so wie mehrere andere kleinere Textilbetriebe, die in der Stadt verstreut lagen.

An diese leidvolle Entwicklung jetzt traditionshalber anknüpfen zu wollen, ermutigt sicherlich wenige Nürtinger Bürger, einen weißen Klotz in schönster, erhaltenswerter Landschaft entstehen zu lassen. Ich frage mich, ob nach Alternativen wirklich gesucht wurde oder (wie mir mein Bauchgefühl sagt) dies absichtlich unterlassen wurde, um den Standort Großer Forst nicht doch noch ins Wanken zu bringen.

Wenn ich nicht erst in acht Monaten Rentner werden würde, würde ich mich jetzt selbst auf die Suche begeben. In Laichingen würde ich beginnen und in Wendlingen aufhören. Und ich würde Alternativen finden! Wenngleich ich glaube, dass etliche Gemeinden, die in Frage kommen könnten, hoffnungsvoll sind, dass dieser Kelch an ihnen vorbeigehen möge.

Zur Startseite