Leserbriefe

Es muss heißen: Bahn frei für die Bahn

Peter Schwarz, Frickenhausen-Tischardt. Zum Leserbrief „Deutsche Bahn setzt auf veraltete Technik“ vom 31. Dezember. Dem Verfasser knallt die Kinnlade auf den Tisch, wenn Bahnstrecken reaktiviert wurden. Das ist gar nichts gegen meinen (imaginären) Hut, der bei der Lektüre des Leserbriefes mühelos die Flugparabel einer Silvesterrakete einnahm. Die Bahn ist mitnichten ein veraltetes Beförderungsmittel. Die Dampflok, die er grüßen lässt, ist seit Jahren nur mehr im Museumsbetrieb im Einsatz, dies freilich jedes Wochenende auf diversen Strecken zur ungebremsten Freude von Groß und Klein.

Sicherlich lässt sich an der Bahn, der Deutschen zumal, einiges kritisieren. Verspätungen sind ein Ärgernis, die Infrastruktur wird, Privatisierung und ewigem politischen Kaputtsparen sei Dank, seit 30 Jahren auf Verschleiß betrieben. Ausschreibungen an Anbieter, die bei Übernahme einer Strecke den benötigten Fuhrpark nicht aufweisen können, sind ein Unding und zum elenden S21-Drama, das der Landeshauptstadt am Sankt-Nimmerleins-Tag einen Bahnhof auf Stand Mitte der 1990er-Jahre beschert, äußere ich mich an dieser Stelle erst gar nicht.

Aber schienengebundene Verkehrsmittel als veraltetes Beförderungsmittel darzustellen, zeugt vom Fehlen jeder Sachkompetenz zum Thema. Hier hieß es wohl wirklich: Hauptsache, zwischen den Feiertagen mal einen nicht näher definierten Frust von der Seele geschrieben. Sicherlich wird ab einer gewissen Distanz das Flugzeug immer das schnellere Verkehrsmittel sein.

Die Physik setzt nun mal harte Grenzen. Das Gros unseres täglichen Verkehrs findet aber auf kurzen und mittleren, teils sogar auf kürzesten Distanzen statt. Und wer diesbezüglich wissen möchte, was es geschlagen hat, braucht ja nur an einem gewöhnlichen Werktag morgens und nachmittags die Verkehrshinweise der ortsüblichen Rundfunksender verfolgen.

Auf der Straße geht es nicht weiter, gleich mit welchem mehr oder weniger „klimaneutralen“ Antrieb, auch Elektroautos stehen im Stau. Busse ebenfalls. Wir können froh sein um jeden Schienenkilometer, der wieder zum Leben erweckt wird.

Auch der Neubau von Trassen lohnt, die Neckar-Alb-Bahn möge schnell auf den Weg gebracht werden. Auch Güter müssen wieder vermehrt auf die Schiene, zur Not erzwungen (an der Stelle lasse ich auch grüßen, und zwar die aus Tirol bekannte RoLa). Wenn sich bei der Masse, also den kurzen Distanzen kräftig und rasch was ändert, dann fallen die paar Flüge unserer Volksvertreter übrigens ökologisch kaum ins Gewicht. Also kann das verkehrspolitische Gebot der Stunde für vernünftige Menschen nur heißen: Bahn frei für die Bahn! Freilich modern, leistungsstark und zeitgemäß in Sachen Pünktlichkeit, Vernetzung, Komfort und Preisgestaltung.

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