Leserbriefe

Es geht nur um die Abschiebequote

Hermann Krupp, Waldbrunn. Zum Leserbrief „Warum wurde die Familie abgeschoben?“ vom 5. Oktober. Nur ein Kind? Weil solche harmlose Menschen dankbare Opfer zur Steigerung der Abschiebungsquote von Thomas Strobl sind. Dieser wurde allerdings auch mehrfach darüber informiert, da die Töchter aufgrund der Sprache und der kyrillischen Schrift seit 19 Monaten keine vernünftige Schule mehr besuchen konnten. Die Beteiligten an der Abschiebung haben ganz bewusst gegen Menschenrechte und Kinderwohl verstoßen. Aber diese beiden Begriffe spielen für die Karlsruher Behörden sowieso eine untergeordnete Rolle. Ebenso wie die fast 70 000 Menschen, die bei Change.org die Petition zur Rückkehr der Familie Bajrami unterschrieben haben. Am 26. Mai 2018 erschien in der Nürtinger Zeitung der hervorragende Bericht von Matthäus Klemke zum Thema „Ich möchte nur meine Familie zurück“. Auch mit zeitlichem Abstand wird immer wieder klar, mit welcher Brutalität hier eine Familie auseinandergerissen wurde.

Gefühlsduselei kann man unseren Behörden wirklich nicht vorwerfen. Es stellt sich aber die brennende Frage, warum sich Verantwortliche wie der Landrat Heinz Eininger, das Ausländeramt Nürtingen und ganz besonders die Schulleitung der Geschwister-Scholl-Realschule sich nicht für die Zukunft der Kinder einsetzten? Das wäre ihre moralische Pflicht gewesen.

Im Juni 2018 habe ich über 150 Abgeordnete in Baden-Württemberg um Hilfe gebeten und alle gefragt, ob sie sich vorstellen können, wie viel so eine kleine Kinderseele wohl aushalten kann. Die Rückmeldungen zeigten mir, alle Parteien wussten Bescheid und es wurde diskutiert. Leider bezog sich keine Antwort auf die Kinderseele. Doch eine E-Mail wird alle ansprechen, die diese Familie Bajrami persönlich kennen.

Manuel Hagel, der Generalsekretär der CDU, schreibt Folgendes. Nach dem christlichen Menschenbild der CDU hatte die Familie Bajrami vor 25 Jahren auf der Flucht vor dem Krieg Hilfsbereitschaft verdient. Da Mazedonien nun zum sicheren Herkunftsland erklärt wurde, erfolgte aber die Aufforderung, freiwillig dorthin zurückzukehren. Da sie dies nicht tat, musste sie zurückgeführt werden. Nun kenne ich das christliche Menschenbild der CDU, aber ich begreife es nicht. Mittlerweile glaube ich eher, wenn Elife ein kleiner Eisbär wäre, hätte sie eine viel größere Chance, von Politik und Behörden fair behandelt zu werden. Aber leider ist sie nur ein Kind.

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