Leserbriefe

Entscheiden kann nur die betroffene Person

Eberhard Ellwanger, NT-Reudern. Zum Leserbrief „Bedenke das Ende“ vom 6. Februar. Sterbehilfe – ein äußerst komplexes Thema. Die Versuchung bietet einfache und allgemeingültige Antworten an und bringt diese als Rat Schläge(!) unter die Leute. Man möchte das Thema und Andersdenkende „im Griff“ haben. Was denken wohl Herr Steigerwald und andere Mahner, wie es Menschen geht, die den Freitod als Lösung sehen? Die Betroffenen stehen meist enormes seelisches Leid durch. Bei sterbenskranken Menschen kommen auch heute hin und wieder unsägliche Schmerzen hinzu.

Ein Teil der Sterbewilligen ist äußerst ruhig und sehr klar in der Entscheidung, da diese über einen langen Zeitraum gereift ist. Man stelle sich nun vor, auf diese Menschen kommt jemand zu und gibt Fantasien vom Jenseits zum Besten. Was treibt den oder die Ratgeber um? Will er oder sie tatsächlich helfen, oder hat er oder sie bereits ein Urteil gefällt? Noch schlimmer: meinen die Ratgeber gar im Namen Gottes zu sprechen? Ich weiß es nicht, weil ich niemanden persönlich kenne, bin mir aber sicher, dass man der sterbewilligen Person dadurch zeigt: Dein Anliegen ist mir egal – Hauptsache Du lebst weiter.

Was wäre das für ein Gott, der die gequälten Seelen nach dem Tod abblitzen lässt? Überspitzt ausgedrückt: ein Gott, der zuerst eine jämmerliche Ausweglosigkeit auferlegt und nach dem Tod das vollkommene Unglück? Ich stelle mir einen liebenden Gott vor, der unsere Zweifel, unsere Nöte und unsere Grenzen kennt. Zum Beispiel Grenzen, die wir achten sollten, wenn ein Mensch keinen Rat hören will, sondern Beistand und Empathie benötigt. Er weiß viel besser als jedes Menschlein, wann der Zeitpunkt gekommen ist, an dem die Qualen nicht mehr auszuhalten sind.

Was ein würdevoller Tod ist, kann nur die betroffene Person entscheiden. Sterbehilfe kann dazu beitragen. Nicht mal eben, nicht leichtfertig und nicht als Normalfall, aber als Möglichkeit!

Zur Startseite