Leserbriefe

Egoismus unter den Menschen

Dieter Hiemer, Neckartailfingen. Donald Trump hat sich einem Corona-Test unterzogen. Vielleicht sollte er sich noch anderen Tests unterziehen. Ob er da ebenfalls negativ wäre, ist fraglich. Der Mann ist auf alle Fälle unverschämt und skrupellos. Trump will sich einen von der Tübinger Firma CureVac eventuell einmal entwickelten Impfstoff für „America first“ unter den Nagel reißen. Zu 80 Prozent gehört CureVac dem in so manchem Fußballstadion verhassten Dietmar Hopp, doch der dreht dem amerikanischen Präsidenten eine lange Nase. Das Serum, so es dies hoffentlich bald gibt, soll nach dem Willen Hopps der ganzen Welt zugute kommen. Bravo.

Ob die menschenverachtenden Ultras in den BVB-, Gladbach- oder Bayern-Kurven den Impfstoff wohl auch bald brauchen? Vor kurzem hatten sie den Hoffenheimer noch auf Bannern ins Fadenkreuz genommen. Wäre es Hopp zu verdenken, wenn er diesen die Hilfe verweigern würde? Wird er wohl nicht machen und kann er auch nicht.

Die Corona-Krise fördert jedoch leider auch Trump-Syndrome in der eigenen Gesellschaft zu Tage: „Ich zuerst“. Das peinliche Ausräumen der Klopapier-, Seifen-, Milch- oder Nudel-Regale ist geradezu beschämend. Müssen die Leute plötzlich dreimal am Tag auf den Topf und haben sie sich vor der Corona-Zeit eigentlich nicht gewaschen? Jeder, der etwas Zivilcourage besitzt, sollte Hamsterer in den Läden laut und deutlich bloßstellen.

Wie daneben ist es, vom Corona-Test weg, ohne Diagnose ins Spieleland zu fahren und was für einen IQ besitzen diejenigen, die sogenannte Corona-Parties veranstalten? Diese tragen nämlich dazu bei, dass die Ansteckungsketten nur ungenügend unterbrochen werden. Etwas Positives könnte der momentane Albtraum allerdings bewirken: Vielleicht wird der Globalisierungswahn mit immer noch mehr Profitstreben ja zumindest abgeschwächt und vielleicht werden unter anderem Medikamente endlich wieder in Europa hergestellt. Hier von Ländern abhängig zu sein, die von Despoten regiert werden, ist Harakiri. Das bekommen Menschen, die die fehlenden Tabletten dringend benötigen, teilweise lebensbedrohlich vor Augen geführt.

Zu befürchten ist jedoch, dass nach der Krise das ganze Elend schnell vergessen ist und in den alten Modus geschaltet wird.

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