Leserbriefe

Die Vesperkirche

Renée-Maike Pfuderer, Nürtingen. Zum Artikel „Wirte streiten mit Vesperkirche um den Kuchen“ vom 25. März. Die Gastronomie beklagt sich über Umsatzeinbrüche während der Vesperkirchen. Sie sieht darin eine förmliche Konkurrenz.

Dabei kann kein noch so tolles Lokal mit einer Vesperkirche mithalten. In einer Vesperkirche ist ein jeder Teil eines Ganzen, egal ob Diakoniepfarrerin, ehrenamtliche Helferin oder der Mann, der sich im Schatten eines mondänen Kaufhauses den Preis für sein Essen von den Passanten erheischt. Wo sonst ist es vorstellbar, dass eine Diakonisse und eine lesbisch lebende Transfrau nebeneinander sitzen und Brote für die Gäste belegen? Doch nur in dieser Gemeinde auf Zeit?

Die kritisierten „Mitesser“ im Anzug zahlen zumeist den Preis, den sie für ein Tagesessen in normalen Gaststätten bezahlen würden, nicht selten sogar erheblich mehr!

Diese Menschen erhalten dafür als „Gegenleistung“ neben einem schmackhaften Essen auch einen Einblick in das Leben auf der Schattenseite. Mir selber hat die Vesperkirche wichtige Impulse für meine Weiterbildung zur Fall-Konflikt-Managerin gegeben, die mir sonst kein Praktikum hätte geben können.

Noch ein Letztes. Nicht wenige Menschen begannen in der Vesperkirche nach langer Abstinenz ihre Mahlzeit wieder mit einem Gebet. Die Vesperkirche ist eben auch Kirche.

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