Leserbriefe

Die Menschen nicht täuschen

Klaus Seeger, NT-Zizishausen. Zum Artikel „EU-Abgeordnete fordern Ehrlichkeit bei E-Autos“ vom 22. Juni. Forscher haben herausgefunden, dass ein E-Auto viel CO2 erzeugt, wenn es mit reinem Kohlestrom betrieben wird. Auf der anderen Seite ist es sehr sauber, wenn es mit reinem Solarstrom betrieben wird. Nachdem beides nicht der Realität entspricht, wird sinnvollerweise der deutsche Energiemix zugrunde gelegt, was bis dato Standard ist. Insofern ist die Mitteilung der 171 Forscher nachvollziehbar und hinlänglich bekannt. Betrachtet aber nur eine der Extrempositionen.

Was nun aber gar nicht geht, sind die Schlussfolgerungen, die durch Medien und die zu Wort gekommenen Politiker aus FDP und CDU gezogen werden. Wenn wir beim batteriebetriebenen E- Auto den Kohlestrom zugrunde legen, dann müssen wir das auch bei den aufgeführten Alternativen Wasserstoff und E-Fuels tun. Denn auch diese Energieträger werden aus Strom hergestellt. Bei der Herstellung von Wasserstoff und der Rückverstromung in einer Brennstoffzelle geht gut die Hälfte der Energie durch Umwandlungsverluste verloren. Damit ist der Strombedarf der Wasserstofftechnik doppelt so hoch wie beim batteriebetriebenen Auto. Beim E-Fuel und einem Verbrenner steigt der Strombedarf um den Faktor zehn bis 20.

Wir werden also in den nächsten Dekaden nicht genügend Strom haben, um in nennenswerter Menge E-Fuels für die Verbrennerflotte zu erzeugen. Allenfalls in einigen Jahren dann für Oldtimer. Diesen Zusammenhang kann man bewusst ignorieren und krampfhaft an der alten Technik festhalten. Wer sich in verantwortlicher Position zum Thema äußert, sollte sich jedoch im Vorfeld die technischen Grundlagen erarbeiten, um die Alternativen kompetent beurteilen zu können, anstatt die Menschen zu täuschen.

Zur Startseite