Leserbriefe

Die Kirche darf sich nicht zurückziehen

Christoph Traube, NT-Neckarhausen. Zum Artikel „Das Geheimnis der Bischöfe“ vom 17. Dezember. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in der Nürtinger Zeitung schon einmal einen so einseitigen und unsachlichen Kommentar gelesen habe: Herr Wein schreibt, dass die Katholiken „nicht einmal“ auf die Eucharistie verzichten wollten. Dies sei „verantwortungslos“. Was will er damit sagen? Dass die katholische Kirche aufhören soll katholisch zu sein?

Die heilige Messe wurde von Jesus selbst beim letzten Abendmahl eingesetzt und ist nach dem Katechismus der katholischen Kirche „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“. Wie soll ein Bischof darauf verzichten? An Weihnachten? Mir ist klar, dass andere Konfessionen und Religionen andere Überzeugungen haben und dementsprechend im Umgang mit Corona auch andere Wege gehen können. Es würde mich aber freuen, wenn man tolerant wäre, auch gegenüber dem katholischen Weg.

Zumal die katholische Kirche eindrucksvolle Maßnahmen ergreift, um die Ansteckungsgefahr in den Gottesdiensten und bei anderen Gelegenheiten möglichst zu reduzieren. Oft macht die Kirche mehr als der Staat fordert. Die Erfahrung der letzten Monate zeigt, dass diese Maßnahmen im Wesentlichen funktionieren und erfolgreich sind. Wobei es eine absolute Sicherheit natürlich nicht gibt.

Deshalb finde ich es richtig, dass die Landesregierung und der Bischof die Gottesdienste bei diesem Lockdown nicht verboten haben. Offensichtlich hat die Politik dieses Mal abgewogen: Die Maßnahmen sind drastisch und massiv, wesentliche Grundrechte, wie das Demonstrationsrecht oder eben die Religionsfreiheit, bleiben im Kern aber gewahrt, wie es das Grundgesetz für Eingriffe in Grundrechte vorsieht. Dies ist aber auch ein Gebot der Seelsorge, die Kirche darf sich gerade in so einer Situation nicht einfach zurückziehen.

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