Leserbriefe

Die Frauen leben in Abhängigkeiten

Elisabeth Spiegel, NT-Zizishausen. Zum Artikel „Küssen verboten“ vom 6. Juni. Seit 2014 empfiehlt die Europäische Union ihren Mitgliedstaaten, die Inanspruchnahme von Prostitution zu verbieten, da sie als Menschenrechtsverletzung und Form der Gewalt gegen Frauen einzuschätzen sei.

Eine halbe Seite in der Samstagsausgabe der „Nürtinger Zeitung“ über ein Bordell in Nürtingen ist mir unverständlich. Im Artikel wird die Sache locker-flockig als „normal“ dargestellt. Es „klingelt ständig an der Tür“, die Herren vom Ordnungs- und Gesundheitsamt sind nahezu begeistert von den Ideen der Bordellbetreiberin Claudia Krasovc, mit Spray und Namensliste ihren Betrieb wieder zum Laufen zu bringen. Werden die Ausweise der zukünftigen Freier kopiert? Zahlen diese mit Karte, um Identitäten sicher nachzuweisen?

„Personal zu finden wird schwierig“, ich hoffe, Frau Krasovc findet gar kein „Personal“, denn all das sind junge Frauen, denen in Europa andere Lebensperspektiven ermöglicht werden sollten, um ihre Würde und seelische Unversehrtheit behalten zu können.

Eine längere Darstellung der Grausamkeiten und Perversitäten, die unser Land zum gefragten Hotspot internationalen Frauenhandels machen, sowie der damit zusammenhängenden Attraktivität für Geldwäscheverbrecher aller Art (auch wenn sich das mehr und mehr ins Onlinemilieu verlagert) sprengt den Rahmen eines Leserbriefs.

Dass diese Betriebe auch noch Soforthilfe vom Staat erhalten ist unfassbar. Denn die „Mädchen“ sind schon lange weitergezogen, da sie in prekärsten finanziellen Abhängigkeitsverhältnissen leben zum Beispiel eine hohe Tagesmiete zahlen für die Räume, die sie nutzen müssen, Scheinselbständigkeit und anderes mehr. Beschämend!

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