Leserbriefe

Die Firmen verdienen an den Waffen

Hellmut Kuby, Nürtingen. Zum Artikel „Absage an militärische Lösungsversuche“ vom 20. Oktober. In der ersten Veranstaltung der diesjährigen Nürtinger Friedenswochen hat Gernot Erler über einen der derzeitigen Welt-Krisenherde gesprochen: die Ukraine. Überzeugend hat er die Geschichte bis heute dargelegt. Dabei hat er zwei wichtige Fakten aus der jüngeren Vergangenheit nicht verschwiegen. Erstens: Gorbatschow hat 1990 der Vereinigung Deutschlands nur unter der Bedingung zugestimmt, dass sich die NATO (ein Militärbündnis aus der Zeit des Kalten Krieges!) nicht weiter nach Osten ausdehnen dürfe. Zweitens: Putin hat bereits 2007 auf der Münchener Sicherheitskonferenz sehr eindringlich darauf hingewiesen, dass sich Russland mit der Nichtbeachtung (der Gorbatschow’schen) Bedingung nicht abfinden könne. Russland fühlte sich bedroht. Und damit schwanden die Chancen für das erhoffte „Gemeinsame Haus Europa“.

Sind Interessen-Gegensätze zwischen den USA und Europa, speziell Deutschland, daran schuld – ohne Absicht? Die deutsche Position ist mit der Artikelüberschrift eindeutig beschrieben. Dies legt nahe, sich im Gedenkjahr 2014 mehr denn je mit der Frage zu beschäftigen, warum Konflikte in Kriege ausarten und nicht wie in der Zivilgesellschaft friedlich gelöst werden. Mein Verdacht: Weil sich mit der Herstellung von Waffen (Tötungsinstrumente wäre ehrlicher) sehr viel Geld verdienen lässt, sind viele Firmen und Aktiengesellschaften (ohne dass es oft selbst die Aktionäre wissen) daran beteiligt und an der weltweiten Verbreitung interessiert. Und im Widerspruch zu der Behauptung schrecken Waffen nicht ab, sondern werden nicht nur als Ultima Ratio benutzt (Wirtschaftswachstum).

Schon vor dem Ersten Weltkrieg argumentierte Otto Umfrid gegen Gewalt- anwendung. In der Nachfolge von Bertha von Suttners Forderung „Die Waffen nieder“ (1889) war er der entschiedenste Pazifist ( Friedensmacher) seiner Zeit. In der Friedenswochen-Veranstaltung „Militärische Stärke?“ am 7. November werden diese Gedanken aufgegriffen und auch über das Problem von Waffenexporten gesprochen.

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