Leserbriefe

Die Bürgerinteressen mehr berücksichtigen

Kai Hansen, Nürtingen. Zum Artikel „Wir sind offen für Investoren jeder Art“ vom 11. Januar. Der genannte Artikel beginnt mit dem Satz, die Bürgerinitiative gäbe keine Ruhe. Das erinnert sprachlich an unartige, nervende Kinder. Dem gegenüber steht am Ende der Einleitung die Behauptung, der OB hätte auf seinem Guthabenkonto als „Ergebnis der zweiten Bürgerbeteiligung“ [. . .] einen „von großer Mehrheit getragenen Vorschlag“. Das klingt dem hingegen unterfüttert. Stimmt denn das? Passend zum sprachlichen framing (Rahmensetzung), dass die über 4000 Bürger eher unartigen, nervenden Kindern entsprechen, wird dann zitiert, der OB möchte jetzt möglichst schnell zu einer Entscheidung kommen.

Jeder weiß: 1. Die Entscheidung der Bebauung des Neckarufers hat unwiderrufliche Folgen und bedarf deshalb einer besonderen Rücksichtnahme. 2. Im Mai sind Bürgermeisterwahlen und der jetzige Vorwärtstreiber wird diese Folgen nicht mehr verantworten müssen. Man darf hoffen, dass Nürtingen zukünftig von einem OB angeführt wird, der zu den Bürgern eine weniger taktisch wirkende Zuneigung pflegt, sie vielleicht sogar ernst nimmt. 3. Die Darstellung eines „von großer Mehrheit getragenen Vorschlags“ der zweiten Bürgerbefragung, bei circa 15 Teilnehmern waren es zwölf, ist eine fragwürdige Darstellung des Ergebnisses. 4. Eine Bewerbung für eine Landesgartenschau sollte auf einem sensiblen Umgang mit diesem wertvollen Schatz aufbauen. Die Offenheit „für Investoren jeder Art“ sagt etwas zur wirtschaftlichen Ausrichtung, aber rein gar nichts zur Qualität, mit der das Neckarufer in Zukunft erlebt werden will.

Dass Bürger sich mehr mit ihren Interessen repräsentiert fühlen wollen, sieht man an den Gelbwesten in Frankreich. Wenn das Wirtschaftliche alles bestimmt und einengt, statt zu dienen, dann müssen eben Bürger daran erinnern, wer repräsentiert werden soll.

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