Leserbriefe

Die Brücke in Neckartailfingen

Roland Holpp, Neckartailfingen. Zu den verschiedenen Artikeln in dieser Zeitung über die im Moment gesperrte Brücke in Neckartailfingen merke ich, Jahrgang 1945 und am Neckar aufgewachsen, nach intensivem Erfahrungsaustausch mit einem noch etwas älteren Neckartailfinger, der inzwischen in der Umgebung wohnt, und als einer der eifrigsten Nutzer des Neckars zu der Zeit, als der unser damals einziges Badegewässer in Neckartailfingen war, Folgendes an:

Die Holzpfeiler waren noch nie völlig von Schlamm, Kies und Steinen geschützt bis direkt unterhalb des Rostes aus Eichenbohlen, sondern ragten immer deutlich aus dem Flussbett hervor.

Früher lagen flussaufwärts große Gesteinsbrocken vor dem mittleren Pfeiler, um diesen beziehungsweise dessen Holzpfeiler vor der anströmenden Flut sowie vor Baumstämmen und so weiter zu schützen.

Diese Rampe nutzten damals die älteren Schwimmer, um über diese auf die mit dem Wasserspiegel äquivalente schmale Brüstung des mittleren Pfeilers zu klettern und an der entlang zum flussabwärts gerichteten Teil des Pfeilers zu balancieren, um von dort kopfüber in den Neckar zu springen („spicken“) und zu tauchen.

Unmittelbar hinter dem Pfeiler war es so tief, dass man dies gefahrlos tun konnte, also wohl an die zwei Meter. Außerdem weiß mein Bekannter noch genau, dass schon damals ein Holzpfosten fehlte, was man an dem freien Befestigungsring deutlich sehen konnte.

Dem Hobbytaucher und seiner Partnerin gebührt natürlich unser aller Dank, dass er den aktuellen Zustand unterhalb des mittleren Pfeilers aufgezeigt hat. In Relation zum Zustand bereits in den 50er-Jahren stellt sich dieser beziehungsweise dessen Veränderung aber wohl weniger dramatisch dar, was nicht heißt, dass nicht über kurz oder lang Handlungsbedarf bestünde, denn nichts hält ja ewig.

Was jedoch verwundert, ist die amtliche Überprüfung dieser altehrwürdigen und sensiblen Konstruktion im üblichen sechsjährigen Turnus, wobei eine „Betauchung“, so der Fachjargon, nicht grundsätzlich inbegriffen ist.

Kraftfahrzeuge, die über die Brücke fahren, müssen jedenfalls alle zwei Jahre zum Technischen Überwachungsverein TÜV zu einer gründlichen Untersuchung auch des Fahrzeugunterbodens.

Ich habe mit nicht wenigen anderen Bürgern Zweifel, ob sich die Situation wirklich ausgerechnet in den letzten Wochen oder Monaten so überaus dramatisch zugespitzt hat, dass diese Totalsperrung, verfügt von einer Stunde zur andern von Behörden und Beamten, die davon persönlich nicht betroffen sind, unumgänglich war.

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