Leserbriefe

Der „Wasen“ wird Stadtgespräch bleiben

Rolf Weber, NT-Neckarhausen. Zum Artikel „Breite Zustimmung für Wasen-Bebauung“ vom 19. Dezember. Zur Beurteilung der Causa gehört, dass der Kardinalfehler von den Stadtoberen bereits vor zehn Jahren begangen worden ist. Man hatte mit dem Landkreis einen Deal (Neuordnung der medizinischen Versorgung) abgeschlossen, bei dem die Historie des Areals unter die Räder gekommen ist. Die Rückgabe des Grundstückes hätte von den Stadtoberen gegen entsprechende Kompensation eingefordert werden müssen. Leider fehlte, wie schon oft zuvor, die Wertschätzung für historisch gewachsene städtische Substanz.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die zahlreich anwesenden Jugendlichen über die vorgestanzten Redebeiträge der Fraktionssprecher und die fehlende Diskussion im Plenum enttäuscht waren. Zum wiederholt bemühten Argument „bezahlbaren Wohnraum“: 23 (von 140) Wohnungen, die direkt an der Stuttgarter Straße liegen, wurden der Stadt zum Kaufpreis von acht Millionen Euro gleich rund 350 000 Euro je Wohnung angeboten. Was werden wohl die dem Neckar zugewandten Wohnungen kosten?! Weder am Neckarufer noch zum Beispiel Auf dem Steinenberg kann „bezahlbarer Wohnraum“ realisiert werden.

Insbesondere die Grünen und die SPD hängen hier Sozialträumereien nach. Nürtingen muss Visionen für bezahlbaren Wohnbau auf der grünen Wiese entwickeln! Punktuelle Maßnahmen wie Nachverdichtung reichen nicht mehr aus! Hamburg macht es mit dem neuen (!) Stadtteil Oberbillwerder (7000 Wohnungen) vor. Diverse Gutachten stützen sich auf eine Prognose (tägliches Verkehrsaufkommen 42 000 Kraftfahrzeuge für 2025) der Stadt aus 2016 für die Stuttgarter Straße. Ein Gutachter sieht die Prognose 2025 schon für 2020 erreicht.

Bereits in der Bauphase der Wohnanlage (2020 bis 2024) wird wohl eine Fahrspur der Stuttgarter Straße wiederholt gesperrt werden müssen; die Sanierung der B 313 in diesem Jahr und die damit verbundenen negativen Auswirkungen haben wir noch alle vor Augen. Wer A sagt, muss auch B sagen, sonst wird es in Nürtingen ein böses Erwachen geben! Bereits 2020 sind Planungen für eine Entlastung des Anschlussknotenpunktes – mir schwebt ein dreispuriger Ausbau der Stuttgarter Straße vor – aufzunehmen. Die überdimensionierte Wohnanlage mit ihrem kathedralartigen siebengeschossigen Vorbau zur Neckarbrücke wird Stadtgespräch bleiben!

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