Reinmar Wipper, Nürtingen. Zum Artikel „An der Schlagader Württembergs“ vom 30. September. Die Kinderbibel meiner Grundschulzeit war reich bebildert. Besonders beeindruckt haben mich die vielen Schlangen. Am meisten die aus Exodus 7, 8–12. Ratzeputz verspeist Aarons Reptil das Natterngezücht der ägyptischen Zauberer. In der Nürtinger Altstadt gab es nur Regenwürmer, im Tiefenbach draußen hin und wieder eine Blindschleiche. Umso eindrücklicher erlebte ich darum den Blick in einen Rup- fensack, der sich wölbte und wand, und den ein Neckarfischer neben dem E-Werk ans Geländer gehängt hatte. Mein Opa war mit mir viel am Neckar unterwegs. „Do guck amol nei, Bua“, sagte er, und drinnen wurde mir das siebte Kapitel im 2. Buch Mose grausig lebendig: Da ringelten sich kraftvoll dicke, schwarze Aale, gefangen in Reusen, die kurz vor dem E-Werk-Rechen an Ketten im gurgelnden Neckar hingen.
Auch ich gehörte, wie Fritz Hölderlin, zu den Buben, deren Herzen in Neckars Tälern aufwachten zum Leben, links und rechts und mittendrin, beim Schwimmen, Paddeln, Waten und Steinespringen. Hoch über dem Neckar wohnten die Urgroßeltern, und auf ihrem Fenstersims hängend sah und roch ich den Fluss, hörte ihn rauschen und sein Eis brechen im Frühjahr. Auf seine lieblichen Auen zog man am Maientag seit Jahrhunderten, und auf seinen frischen Wiesen bleichte die Urgroßmutter ihre Weißwäsche.
Eines aber war der Neckar uns nie: ein Ort, wo „alles, was früher negativ behaftet war, Gestank und Krankheit, sich befunden hat“. Der Oberbürgermeister soll so gesprochen haben, an der neuen Fischtreppe. Friedhof und Siechenhaus, Schlachthof und Garnspinnerei haben den Neckar nie zur No-go-Area gemacht. Er gehörte schon immer als Selbstverständlichkeit zur Stadt. Ohne Gestank und Siechtum. Wir Nürtinger haben hüben und drüben und mit dem Fluss gelebt, samt seinen beiden Zuflüssen, von der Alb herkommend, schon bevor die Gewässer der Stadt zum Gestaltungskalkül gemacht werden sollten. Und auch meine Aale damals haben nicht gestunken, wiewohl sie unter Wasser in Schafsköpfen gewühlt hatten.
Leserbriefe | 12.07.2025 - 05:00
Es tut sich nichts bei der Verteidigungsfähigkeit
Fritz Matthäus, Nürtingen.
Seit Februar 2022 gibt es, nach dem zuvor langjährig verdeckten, nun offenen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und, nicht immer nur verdeckt, auch auf Deutschland und andere westliche Staaten. Seitdem sind die ...
Leserbriefe | 12.07.2025 - 05:00
Zu viele Krankenkassen
Eberhard Schmid, Aichtal-Grötzingen. Zum Artikel „Krankenversicherung: Warken rechnet mit höheren Beiträgen“ vom 8. Juli.
Wie wäre es denn, wenn man einfach weniger Krankenkassen hätte? 94 Krankenkassen mit den entsprechenden Wasserköpfen sind ...