Leserbriefe

Der Ministerpräsident und Stuttgart 21

Peter Främke, Neckartailfingen. Zum Artikel „Bahn muss 3,3 Milliarden Euro für S21 beschaffen“ vom 20. Dezember. In aller Klarheit berichtet Thomas Wüpper, dass die Bahn mit Stuttgart 21 neben all den ungelösten technischen Problemen nun auch finanziell endgültig überfordert ist. Der Bundesrechnungshof geht mittlerweile von zehn Milliarden Euro aus. Dieses Geld fehlt nach den neuesten Erkenntnissen für „wichtige andere Projekte bei der Infrastruktur sowie im Fern-, Regional- und Güterverkehr“. Diese bittere Wahrheit erleben die Menschen jeden Tag und es wird ständig schlimmer, weil auch die Politik seit vielen Jahren die Fehlentscheidungen im Bahnverkehr mit verursacht – Stuttgart 21 ist dafür ein „abgrundtiefer“ Beweis.

Aber es gibt Signale für eine Wende in Stuttgart, denn die Nürtinger Zeitung berichtete über die Fundamentalkritik des grünen Ministerpräsidenten Kretschmann an S21, indem er betonte (Zitat): „Ich habe zu den Projektgegnern gehört“ und weiter: „Leider sei inzwischen alles eingetreten, was wir damals als Gegner an die Wand gemalt haben.“ Ein erstaunlicher Beitrag von dem Grünen Winfried Kretschmann, der seit 2011 als S21-Gegner nicht mehr erkennbar war, weil er sich als Landesvater zur „positiven Begleitung“ verpflichtet fühlte.

Diese jahrelange Augen-zu-Begleitung hatte allerdings gar keine positiven Auswirkungen in Ansehung der ungelösten technischen Probleme, der Kostenexplosion und der wachsenden Erkenntnis, dass die Inbetriebnahme von S21 wohl nie erfolgen wird. Der Umstieg auf den modernisierten Kopfbahnhof mit den vorhandenen 16 Gleisen wird immer wahrscheinlicher und auch zwingender, denn der jetzt vom CSU-Verkehrsminister Scheuer angekündigte Taktverkehr der Bahn wie in der Schweiz ist in dem S21-Tunnelbahnhöfle mit nur acht Gleisen gar nicht möglich. Bei den Grünen ist „Oben bleiben“ in den aktuellen Umfragen wichtig. Aber viel wichtiger ist für die S21-Gegner – also auch für den grünen Winfried Kretschmann – dass der Bahnverkehr oben bleibt im Kopfbahnhof, wo am 28. Januar 2019 die 450. Montagsdemo stattfindet mit dem weit bekannten Ruf „Oben bleiben“!

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