Leserbriefe

Der Brandschutz und die Folgen

Reinmar Wipper, Nürtingen. Unser Roßdorfer Hochhaus ist ein kleines Dorf. Der Dorfplatz, innen drin und drum herum, ist großzügig konzipiert und vielfältig. Da hat es für jeden etwas. Und alle 250 Bewohner nutzen das, jeder auf seine Weise, alleine oder miteinander. Und das gefällt allen. Nur nicht dem Ordnungsamt.

Zwar geht von unserem Haus vieles aus, das dem ganzen Stadtteil guttut. Nicht nur unsere 60 Parkplätze, die wir großzügig der Öffentlichkeit zugänglich lassen. Nicht nur unser Treppenhaus, in dem die Nürtinger Feuerwehr über 320 Stufen Konditionstraining macht. Viele Mitbewohner arbeiten ehrenamtlich für den ganzen Stadtteil. Als Hausgemeinschaft sind sie Vorbild für ein verträgliches Miteinander und Integration vieler Nationen und Kulturen. Trotz mancher Verleumdungen, die „alternative Fakten“ daherlügen.

Nun aber ist unser hauseigenes Verschenke-Eck verschwunden. Eine Nische im EG, ohne Durchgangsverkehr im hintersten Winkel, mit Bücherregal und Sideboard, wo seit zehn Jahren Bücher, Musik und Haushaltssachen deponiert, gefunden und getauscht werden. Einfach weg. Die Bewohner sind fassungslos.

Angeblich sei das feuerpolizeilich verboten. Sagt ein Ingenieurbüro. Die wollen auch unsere 119 Tiefgaragentore ersetzt wissen, weil die seit 50 Jahren nicht rauchdicht schließen. Und verlangen, dass wir sozusagen die Hosen runter- und Kontrolleure in die Garagen blicken lassen. Dabei sind unsere Garagen privat wie unsere Schlafzimmer und Bäder, Sondereigentum, in das nur die Polizei mit Durchsuchungsbeschluss und bei Gefahr im Verzuge eindringen dürfte.

Ich frage mich ernsthaft, ob diese Erbsenzähler nichts Besseres zu tun haben, als uns mit ihrem Ärmelschoner-Verstand am Leben zu hindern. Wann kommt der erste, setzt sich hinter meinen Duschvorhang und kontrolliert, ob ich mir die Hände mit Seife wasche, bevor ich meinen Enkeln ein Gsälzbrot richte?

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