Leserbriefe

Der Blick über den Tellerrand

Dorothea Röcker, Nürtingen. Zum Artikel „Ein Schritt auf dem Weg zur Hölderlinstadt“ vom 17. Mai. Der Umbau des Hölderlinhauses ist beschlossen und das Ergebnis sieht nach diversen Nachbesserungen gar nicht mehr so schlecht aus. Und es bleibt auch ein bisschen mehr Hölderlin übrig. Ob sich diese Änderungen kostenneutral umsetzen lassen, wurde nicht hinterfragt. Die große Mehrheit des Gemeinderates fühlte sich ausreichend informiert. Trotzdem dürfen Gemeinderäte Fragen stellen und haben das Recht auf eine Antwort. Stadtrat Achim Maier (Freie Wähler) teilt offensichtlich die Ansicht der Verwaltung. Er übersieht aber völlig, dass es sicher nicht zu einer Dienstaufsichtsbeschwerde gekommen wäre, wenn Stadtrat Braun auf seine Anfragen zum Thema Denkmalschutz und Kosten der Aufstockung und ihre Alternativen in den vergangenen Jahren mal eine vernünftige Antwort bekommen hätte. Ohne die Menschen, die immer wieder genauer hinschauen, wäre vom Hölderlinhaus heute gar nichts mehr übrig. Unter dem Rathaus hätten wir einen Atombunker, das Wörthareal wäre zweireihig bebaut und das Grundstück an der Neckarstraße wäre an einen Hotelinvestor verkauft.

Kritisches Nachfragen ist ein ganz wesentlicher Baustein einer Demokratie. Wenn es darum geht, die beste Lösung zu finden, sind diese Fragen unerlässlich, um sich gegenseitig den Blick über den Tellerrand möglich zu machen und zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln. Hier gab und gibt es in Nürtingen ein Defizit. Das haben auch die Wähler gesehen, die vor fünf Jahren die NT14 mit vier Sitzen in den Gemeinderat gewählt haben, um diese Lücke zu schließen. Doch wenn im Gemeinderat die NT14 das Wort hat, die Liberalen, Aktiven Bürger gerne mal anfangen zu schwätzen, die Freien Wähler immer mal wieder lautstark murren und die CDU Kaffee holen geht, sieht das nicht gut aus. Da bleibt beim Beobachter nur der Eindruck, dass sie nicht zuhören und den Blick über den Tellerrand auch gar nicht wollen.

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