Leserbriefe

„Denk-mal“ Ochsen

Peter Kowallek, Linsenhofen. Zum Artikel „Ochsen wird abgerissen“ vom 25. Juni. Rückfall in „alte Zeiten“? Erlebt die Abrissmentalität der Kommune eine Auferstehung? Eines der markantesten Gebäude in Frickenhausen soll nach Beschluss des Frickenhäuser Gemeinderats abgerissen werden, um dem Investor eine wirtschaftlichere Erstellung des geplanten Bauvorhabens für betreutes Wohnen zu ermöglichen. Vorausschauend auf eventuelle Reaktionen der Bürger ist dieser Beschluss nach geheimer Abstimmung gefallen. Jeder weiß, warum das so ist: Am Ende will es keiner gewesen sein!

Eine Demokratie lebt von unterschiedlichen Meinungen und Ansichten, und das ist auch gut so. Das gilt natürlich auch für unseren Gemeinderat. Aber für mich vollkommen unverständlich ist die Tatsache, dass über ein so wichtiges Thema wie den „Ochsen“ in geheimer Abstimmung ein Beschluss gefasst werden musste. Es ist ja nicht so, dass das geneigte Auge des Betrachters bei der Durchfahrt unserer Gemeinde übermäßig mit ortsprägenden Gebäuden verwöhnt wird. Als eine der wenigen ins Dorfbild passenden Fachwerkfassaden sieht man den „Ochsen“, und der soll nun plattgemacht werden.

In jedem Dorf und in jeder Stadt entstehen heutzutage Bauten, die zeigen, dass es möglich ist, bestehende Gebäude mit Neubauten harmonisch zusammenzuführen. Vor diesem Hintergrund bekommt der Begriff „Denk-mal“ eine neue Bedeutung. Klar, das wissen wir alle: Abriss und dann Neubau ist einfacher und sehr wahrscheinlich auch billiger, aber nicht immer ansehnlicher. Über der Kelter in Linsenhofen schwebte auch schon einmal sehr tief das Schwert des Abrisses. Zu unser aller Glück konnte die Zerstörung dieses über 500 Jahre alten Kulturguts und Kleinods verhindert werden und es kann heute wieder als baulicher Mittelpunkt des Ortes betrachtet werden.

In unserem Nachbarort Beuren besteht sogar ein Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, historische Gebäude für unsere Nachwelt zu erhalten. Das sollte eigentlich überall Nachahmer finden. Man stelle sich nur vor: ein schlauer Investor ( und von der Sorte gibt es ja genug) stellt fest, dass die Kelter in Frickenhausen nicht mehr wirtschaftlich zu sanieren ist. Was dann? Wir werden den folgenden Generationen nicht mehr viel zeigen können, wenn wir erst alles „Alte“ abgerissen haben. Den zukünftigen Bewohnern des Altenheims und des Bereichs für betreutes Wohnen sei gewünscht, dass ihr Aufenthalt nicht nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten gestaltet wird.

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