Leserbriefe

Das Verhältnis zu den USA und zu Moskau

Christoph Traube, NT-Neckarhausen. Zum Leitartikel „Die NATO ist quicklebendig“ vom 15. Juni. Ehrlich gesagt habe ich ein etwas zweischneidiges Gefühl, wenn ich die Nachrichten vom NATO-Gipfel lese: Auch ich freue mich, dass Joe Biden sich zur NATO bekennt und den Beistand der USA bekräftigt. Aber ist wirklich wieder alles gut, seit Donald Trump weg ist? Haben sich mit dem Ausscheiden Trumps tatsächlich alle Probleme in Luft aufgelöst – bis in vier Jahren, wenn er womöglich noch mal antritt und wiedergewählt wird?

Wie stehen eigentlich wir Deutschen heute zu diesem Bündnis, dem die alte Bundesrepublik in den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts beigetreten ist? Der Beitritt beendete damals die Besatzungszeit, die Bundesrepublik wurde ein (teil-)souveräner Staat und die neuen Verbündeten bekräftigten offiziell, dass die Bundesrepublik allein ganz Deutschland vertrete.

Teil der Vereinbarung war auch die Gründung der Bundeswehr, die bald die größte Armee Westeuropas wurde. Schon damals waren die Amerikaner nicht bereit, die Verteidigung alleine zu stemmen, auch wir mussten unseren Teil beisteuern. Der Osten gründete darauf – wie vorher angedroht – den Warschauer Pakt, dem auch der zweite Deutsche Staat, die DDR, angehörte.

Und heute? Als Bundeskanzlerin Angela Merkel den Verbündeten einen größeren deutschen Beitrag versprach und dann einfach nicht lieferte, interessierte das in Deutschland kaum jemand wirklich. Für Donald Trump war es freilich eine perfekte Steilvorlage.

Wie würden wir uns verhalten, wenn Russland zum Beispiel in die Ukraine einmarschiert? Oder noch schlimmer: Wenn ein Krieg ausbricht und wir beistandspflichtig sind? In Moskau wurden vor einiger Zeit, wohl von offizieller Seite, Gerüchte gestreut, wie das ablaufen könnte: Die russische Armee überrennt die baltischen Staaten, früher Teil der Sowjetunion, heute NATO-Staaten und zündet, quasi symbolisch, auf einem menschenleeren Truppenübungsplatz auch gleich eine kleine Atombombe. Wie reagieren wir? Erklären wir Russland den Krieg oder lassen wir Putin damit durchkommen? Ich finde ein Wahljahr ist ein guter Zeitpunkt über solche Fragen zu reden.

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