Reinmar Wipper, Nürtingen. Zum Kommentar „Ultima Ratio“ vom 2. Juni. Zwei Bemerkungen von Kommentator Philip Sandrock rücken das vor zwei Jahren aufgelegte Bürgerbegehren gegen ein Hochregallager von Boss in ein falsches Licht. Die Debatte sei „mehr emotional als sachlich geführt worden“. Das haben damals auch Verwaltung und Gemeinderat unterstellt: Wer emotional ist, kann nicht sachlich sein. Ein ausgemachter Unfug! Es gibt keine politische Auseinandersetzung ohne Emotionen. Seinerzeit wurde Sachlichkeit eher im Rathaus vermisst. Nahezu alle von der Schutzgemeinschaft und über 3000 Bürgern gestellten Fragen blieben unbeantwortet und diskriminiert.
Stattdessen Emotionen pur: 400, gar 800 neue Arbeitsplätze, eine halbe Million Euro Gewerbesteuer pro Jahr – bewegt vorgetragene, aber durch keine belastbaren Zahlen gestützte Wunschträume. Der zweite falsche Satz: Ein Bürgerbegehren eigne sich nicht „als Ultima Ratio, um längst getroffene demokratische Entscheidungen zu kippen“. Wofür denn sonst, euer Ehren? Man kann sich doch erst zur Wehr setzen, wenn demokratisch herbeigeführte Entscheidungen für falsch befunden werden. Aber keine Sorge: Die Hürden dafür sind so hoch, dass nicht nach jedem parlamentarischen Beschluss gleich ein Volksaufstand möglich wird.
Dennoch klingelt in den Ohren, was vor der letzten OB-Wahl in Nürtingen angekündigt war: „Bürgerorientierung rückhaltlos praktizieren“. Ein raffiniert-doppeldeutiges Wort, wenn man es wörtlich auf der Zunge zergehen lässt. Aufgrund der schwammigen Gesetzeslage waren weder das Verwaltungsgericht noch der Anwalt von Dieter Braunmüller in der Lage und auch nicht bereit, die Unangreifbarkeit eines Bürgerbegehrens zu skizzieren: Ob ausführlich oder allgemein formuliert, beides kann jeweils durch das andere ausgehebelt werden. Man kann also Engagement und Bürgerorientierung predigen und gleichzeitig missliebige Bürger und deren missliebige Anliegen ratzfatz zum undemokratischen Humbug herabwürdigen. Das ist ein Skandal.
Der Landtag ist gefordert, die Stärkung von Bürgerrechten nicht nur zu proklamieren, sondern durch bündige Gesetze zu stützen.
Leserbriefe | 12.07.2025 - 05:00
Es tut sich nichts bei der Verteidigungsfähigkeit
Fritz Matthäus, Nürtingen.
Seit Februar 2022 gibt es, nach dem zuvor langjährig verdeckten, nun offenen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und, nicht immer nur verdeckt, auch auf Deutschland und andere westliche Staaten. Seitdem sind die ...
Leserbriefe | 12.07.2025 - 05:00
Zu viele Krankenkassen
Eberhard Schmid, Aichtal-Grötzingen. Zum Artikel „Krankenversicherung: Warken rechnet mit höheren Beiträgen“ vom 8. Juli.
Wie wäre es denn, wenn man einfach weniger Krankenkassen hätte? 94 Krankenkassen mit den entsprechenden Wasserköpfen sind ...