Leserbriefe

Bildungsoffensive

Bernd Hess, Nürtingen. Zum Artikel „Einzügige Werkrealschulen möglich“ vom 17. April. Nichts Neues gibt es aus dem Kultusministerium in Stuttgart zu berichten. Heute „hü“ und morgen „hott“. Nach der Pressemeldung gilt für alle bisher einzügigen Werkrealschulen Bestandsschutz. Eine zehnte Klasse kann aber nur dann eingerichtet werden, wenn mindestens 16 Schüler diese besuchen. Bei über 100 Hauptschülern in Nürtingen haben im vergangenen Schuljahr nur zwölf Schüler die zehnte Klasse der Werkrealschule besucht und zusätzlich vier auswärtige Schüler, damit die Klasse überhaupt zustande kam. Aus diesem Grund wurde in Nürtingen die zehnte Klasse einer Schule zugeordnet. Dies zeigt, welche Akzeptanz die Werkrealschule in der Realität genießt.

Viele Schüler besuchen heute zwar den Zusatzunterricht, welcher Voraussetzung für eine Aufnahme in die zehnte Klasse der Werkrealschule ist. Ebenfalls gilt bisher als weitere Bedingung ein Mindestnotenschnitt. Es hat sich nichts Grundsätzliches geändert. Danach besuchen diese Schüler eine zweijährige Berufsfachschule, um den Realschulabschluss zu machen. Damit verbessern sie real ihre Ausbildungschancen. Wer mit dem Werkrealschulabschluss anschließend die Hochschulreife erlangen will, ist damit auf dem richtigen Weg. Die ausbildenden Betriebe sehen diesen Abschluss als besseren Hauptschulabschluss. (Eine Infotafel an einem Verkaufsstand einer Bäckerei in einem Großmarkt: „Wir bilden aus zur Bäckereifachverkäuferin – Mindestvoraussetzung mittlere Reife“)

Mit einer Bildungsoffensive sollte die Förderung der Schüler verbessert werden. Dazu müssten mehr Lehrer eingestellt und die weiterführenden Schulen ausgebaut werden. Die Förderung von Schülern darf dabei nicht erst in den Hauptschulen beginnen, sondern muss bereits in den Grundschulen etabliert werden. Es kann nicht sein, dass der Nachhilfemarkt boomt, sondern dies ist Aufgabe des Staates, wie es in seiner Verfassung geschrieben steht. Ebenfalls kann es nicht sein, dass man Ganztagsschulen einrichtet und die Ausgestaltung den Schulträgern überlässt. Auch hier sind weitere Einstellungen an Pädagogen notwendig für die Hausaufgabenbetreuung und die Einrichtung von Förderkursen.

Die bisherige Bildungsoffensive gäbe es zum Nulltarif, da durch Schließen von einzügigen Hauptschulen viele Lehrerstellen frei würden und nur ein Teil eine Anstellung im Rahmen der Bildungsoffensive erhielte. Eine fortschrittliche Bildungsoffensive muss als Zielsetzung die bestmögliche Bildung unserer Kinder haben und hätte als Folge auch eine Reduzierung des Klassenteilers.

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