Leserbriefe

Bewährtes Bildungssystem

Rudolf Pfaff, Wendlingen. Zum Artikel „Aufs Gymnasium? Eltern dürfen selbst entscheiden“ vom 21. Juli. Die Abschaffung der Grundschulempfehlung war längst überfällig; sie hätte eigentlich gar nie in Kraft treten dürfen. Die rot-grünen Ideologen, denen offenbar jeder Leistungsanspruch suspekt ist, hatten sich eine stressfreie Schulwahl erhofft. Es war aber stattdessen am Ende jeder vierten Grundschulklasse zu einem bösen Hauen und Stechen gekommen, das auf dem Rücken der armen Grundschullehrkräfte ausgetragen wurde. Was war zu tun? Anstatt nun den Mut zu haben, den alten Fehler zu korrigieren und endlich wieder in einem zentralen Vergleich (Prüfung) den Kindern selbst die Möglichkeit zu geben, ihren Leistungsstand nachzuweisen, hat man nun erneut in feiger Weise vor den Gutmenschen kapituliert und opfert auf diesem Altar die Leistungsfähigkeit unseres Schulsystems.

In jedem Skikurs lässt man die Probanden vorfahren und schaut sich deren Können an. Dieses entscheidet dann über die Zugehörigkeit zu den einzelnen Übungsgruppen. Hier würde es jedermann für unangebracht halten, wenn Schneepflug und Tiefschneewedeln in der gleichen Gruppe unterrichtet würden. Natürlich könnten die Schneepflügler von den Wedlern lernen; müssen aber die Wedler in vertretbaren Zeiträumen zu Ski-Assen ausgebildet werden, muss das Lernen zügig voranschreiten. Es würde auch nicht für sonderlich nützlich gehalten, wenn es ein Anmeldungsrecht der Eltern für ihre Sprösslinge zum Beispiel bei der Olympia-Mannschaft gäbe. Dahin gelangt man durch hartes Training und Auswahlverfahren.

Jetzt werden natürlich die allermeisten Eltern ihr Kind aufs Gymnasium schicken. Das ist auch richtig so, denn ein Hauptschulabschluss wird in Zukunft weiter an Wert verlieren. Aber der Leistungstest ist ja zunächst nur verschoben. Nach unserer heutigen Schulordnung wird in den fünften Klassen des Gymnasiums und der Realschule die Zahl der Sitzenbleiber zunehmen. Das ist aber politisch nicht zu vertreten und darf daher selbstverständlich nicht sein. Damit lassen sich die nächsten Schritte schon ahnen oder sind bereits vorgezeichnet. Als Erstes muss man die Leistungsanforderungen zum Beispiel im Gymnasium herabsetzen (man spricht dann immer vom Entrümpeln der Lehrpläne). Weil das offiziell nicht beliebig geht, wird man die Notengebung abschaffen oder stark einschränken und die Versetzungsordnung streichen. Der letzte angepeilte Schritt ist dann – wie bereits verkündet – die Gemeinschaftsschule bis Klasse 10. Wahrscheinlich gilt dann ein Beurteilungstext als Nachweis der mittleren Reife. Deutschland hat auf dem Weltmarkt außer intellektuellen Leistungen nichts zu bieten. Spätestens hier wird dann Leistung gefordert. Wenn man aber schon aus ideologischen Gründen ein in Deutschland an der Spitze liegendes, bewährtes Bildungssystem zerdeppern will, dann wäre hier zumindest ein Volksentscheid zu fordern.

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