Gernot Pohl, Nürtingen. Zum Artikel „Wörth-Areal auf dem Prüfstand der Bürger“ vom 12. November. Nürtingen hat einen Schlossberg, die Altstadt und den Neckar direkt daneben, man könnte jubeln! Die Realität sieht anders aus: wo kann ich die Bürgerschaft noch ein bisschen vergraulen? Wo kann ich noch ein altes Gebäude durch ein beliebiges, aber modernes ersetzen? Wo könnte es mir noch gelingen, Eigentümlichkeit und Identität zu ersetzen durch glatte und leichtverdauliche Massenware?
Man konnte Ende der 1990er-Jahre noch das Gefühl haben, da passiert an vielen Stellen – Schlachthof, Kino, Steinachdreieck und so weiter – etwas Neues, was der ganzen Stadt guttut und zu ihrer Attraktivität beiträgt. Die Belehrung folgte auf dem Fuße, das geplante furchtbare Großprojekt auf dem Güterbahnhof (erinnert sich da noch jemand dran?), das Kaufland (mit dem die Neckarsteige umgehend starb), das Hölderlinhaus, die unglaublich banale Bebauung auf dem Lampertplatz, das Wegrasieren der Brauerei Schöll, der Kreuzkirchplatz, nichts als Geschichtsvergessenheit und Seelenlosigkeit. Dann der Große Forst (Bürgerschaft weg, Bebauungsplan weg, Investor weg), seit Neuestem das Melchiorgelände und – ja, ich komme dazu – das Wörth-Areal.
Die Stadt erwirbt ein einzigartiges Areal und wählt einen gewinnmaximierenden Entwurf mit 101 Wohnungen in immer gleicher Art in immer gleichen Gebäuden aus. Genau das Gleiche ist schon auf dem Löffler-Areal zwischen E-Werk und Schlachthof passiert. Was hier wie dort hätte entstehen können, ist ja bekannt. Aber: ist in dieser Stadt eigentlich nicht bekannt, dass die Höhe der Bodenwerte auch was mit der Qualität des Umfeldes und mit der Verfügbarkeit von öffentlichen Grünflächen zu tun hat? Ist es nicht im besten Sinn konservativ, die Stärken dieser Stadt zu bewahren und zu entwickeln statt immer nur Neues und Fremdes überzustülpen?
Eine Stadt ist ein lebendiger Organismus, der aus vielen Funktionen besteht, die alle sinnvoll räumlich miteinander zu verknüpfen sind. Hierzu gehören auch der öffentliche und soziale Raum und die Einbindung in die Landschaft und ihre Weiterentwicklung, innen wie außen.
Man muss gar nicht ins Detail gehen und Teilhabe der Bürgerschaft, Überschwemmungsproblematik, Parkierung oder sonst was hervorzuholen, in dem Projekt sind schon die absoluten Kernpunkte einer dauerhaften Stadtentwicklung grandios missachtet. Wenn man sich die lange Liste der fehlgeschlagenen Projekte betrachtet, lautet die Nürtinger Methode wohl: Überall dabei gewesen, nirgendwo was gelernt!
Leserbriefe | 12.07.2025 - 05:00
Es tut sich nichts bei der Verteidigungsfähigkeit
Fritz Matthäus, Nürtingen.
Seit Februar 2022 gibt es, nach dem zuvor langjährig verdeckten, nun offenen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und, nicht immer nur verdeckt, auch auf Deutschland und andere westliche Staaten. Seitdem sind die ...
Leserbriefe | 12.07.2025 - 05:00
Zu viele Krankenkassen
Eberhard Schmid, Aichtal-Grötzingen. Zum Artikel „Krankenversicherung: Warken rechnet mit höheren Beiträgen“ vom 8. Juli.
Wie wäre es denn, wenn man einfach weniger Krankenkassen hätte? 94 Krankenkassen mit den entsprechenden Wasserköpfen sind ...