Kai Hansen, Nürtingen. Zum Kommentar „Eine Blamage“ vom 22. Oktober. Es ist eine gute Woche für Europa gewesen. Das CETA-Abkommen für den Freihandel zwischen Kanada und der EU wurde unter Vorbehalten und vorläufig in Kraft gesetzt. Und in Wallonien wurden von dafür gewählten Politikern die Sorgen der Bürger angehört und einige Änderungen, die auch für unsereins von Vorteil sein dürften, wurden berücksichtigt. Ein „kleines Dorf in Gallien“ blieb standhaft und hat den Wirtschaftsimperialisten gesunden Menschenverstand und Bürgersinn abgenötigt.
Was jedoch erstaunt, ist wieder einmal der Stil der medialen Beiträge. Wallonien hätte Europa in Geiselhaft genommen (Spiegel); Wallonien sei eine Frittenbude (Nürtinger Zeitung), und so weiter. Der Druck auf die Wallonen hatte mit Anstand, Respekt und Demokratie nichts mehr am Hut. Ähnlich vergessene demokratische Tugenden durch die gewählten Amtsträger konnte man bei S21 auch wahrnehmen. Kein Wunder wächst der aggressive Mob. Jetzt wird es darauf ankommen, dass die schlechten Erfahrungen mit den liberalisierten Märkten zu guten Erfahrungen gemacht werden.
Zu den schlechten Erfahrungen gehören die unsäglichen Verklappungen von Infrastruktur (Wasserwerke, Verkehrsbetriebe, . . . ) durch Kommunen an amerikanische Investmentfonds, steuerbefreite Riesengewinne für Google, Apple und Konsorten in der EU, Saatgutzwang und andere diktatorische Überschwemmungen. Besonders nach dieser bevorstehenden US-Wahl wird ein selbstsicheres Europa gebraucht, zu dessen Grundwerten eine mit Anstand und Fairness den Bevölkerungen dienende Wirtschaftsweise gehört und eine Auseinandersetzungskultur, die Unterschiede aushält und aushandelt, statt immer lautstarker Unterordnung und tumbem Beifall uninformierter Bequemlinge zu dem ewigen Versprechen auf „blühende Landschaften“ zu fordern.
Nicht zuletzt bleibt doch die bange Frage, für wen und wie das ewige Mantra „Wirtschaftswachstum bringt Wohlstand“ erfüllt wird. Statistische Durchschnittswerte sind da doch eher Teil der manipulativen Meinungsmache. Und ich wünsche mir seitens der Journalisten hier neben einer anständigen Tonlage mehr differenzierende und perspektivische Information. Nur aus Unabhängigkeit entstehen ein Beitrag zur Gewaltenteilung, die man „Vierte Gewalt“ nennen kann.
Leserbriefe | 12.07.2025 - 05:00
Es tut sich nichts bei der Verteidigungsfähigkeit
Fritz Matthäus, Nürtingen.
Seit Februar 2022 gibt es, nach dem zuvor langjährig verdeckten, nun offenen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und, nicht immer nur verdeckt, auch auf Deutschland und andere westliche Staaten. Seitdem sind die ...
Leserbriefe | 12.07.2025 - 05:00
Zu viele Krankenkassen
Eberhard Schmid, Aichtal-Grötzingen. Zum Artikel „Krankenversicherung: Warken rechnet mit höheren Beiträgen“ vom 8. Juli.
Wie wäre es denn, wenn man einfach weniger Krankenkassen hätte? 94 Krankenkassen mit den entsprechenden Wasserköpfen sind ...