Leserbriefe

Amerika und das Thema Schusswaffen

Simon Kromer, Wendlingen. Zum Artikel „Der kleine Lord auf Abwegen“ vom 17. Dezember.

Es hat mich ja gefreut, wie neutral die Stuttgarter Nachrichten im Vergleich zu anderen deutschen Medien den Fall Rittenhouse vor ein paar Wochen zunächst aufgenommen hat. Deutlich weniger schön liest sich Simon Rillings Beitrag hierzu. Nun habe ich mich mit Ricky Schroder nicht näher beschäftigt und weiß daher auch nicht, ob er Frauen schlägt oder Verschwörungstheorien anhängt.

Doch dass er sich an der Kaution für Kyle Rittenhouse beteiligt hat, ist ein großer Verdienst. Während Amerikas Linke immerzu darauf herumreitet, dass dieser sich durch das Mitführen einer Waffe während der fraglichen Nacht in Kenosha in tiefste Schuld verstrickt haben soll, sollte man doch wenigstens zugeben können, dass das in einem Land wie den USA in der Regel nicht mehr als eine Ordnungswidrigkeit ist.

Die Selbstverteidigung des eigenen Besitzes – notfalls auch mit Waffengewalt – ist dort gang und gäbe, so sehr das unserem Rechtsempfinden zuwider sein mag. Entsprechend hat Kyle Rittenhouse, der in der damals von Unruhen geprägten Stadt, wo auch sein Vater zum Tatzeitpunkt lebte, helfen wollte, Beschädigungen in Grenzen zu halten, nur sich selbst geschützt. Grotesker Höhepunkt in dem Prozess gegen ihn, der Rittenhouse völlig zu Recht von sämtlichen Anklagepunkten freisprach, war das Geständnis eines überlebenden Angreifers, dass Rittenhouse erst auf ihn geschossen habe, als er selbst die Waffe gegen diesen richtete. Gerne machen wir Deutschen uns über die angeblich ordinären und oberflächlichen Amerikaner lustig.

Doch in dem Artikel wird der Akt der Notwehr des jungen Mannes von Hollywood-Star Bette Midler unwidersprochen als Mord bezeichnet. Gleichzeitig wird das Handeln eines ordentlichen Geschworenen-Gerichts der Nation, ohne die wir unsere heißgeliebte demokratische BRD niemals bekommen hätten, in Zweifel gezogen, einfach nur weil es Rittenhouse „zum Entsetzen vieler Amerikaner freisprach“. Als ob das Volk den Richter ersetzen könne oder dürfe.

Zum Abschluss möchte ich darauf hinweisen, dass man ja durchaus politisch unterschiedlicher Meinung sein kann, gerade auch beim Thema Schusswaffen. Bei der Frage, ob ein junger Mensch jahrelang Gefängnis – oder Schlimmeres – zu erwarten hat, so leichtfertig dem Urteil einer emotionsgesteuerten Menge zu vertrauen, das sollte allerdings ein Tabu sein.

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