Leserbriefe

Alternativen anbieten

Klaus Seeger, NT-Zizishausen. Zum Artikel „Oettinger: Atomausstieg ein Aberwitz“ vom 8. Juli. Wer CO2-Einsparung durch Verlängerung der Laufzeit von Kernkraftwerken betreibt, der versucht den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben. Kernkraftwerke, auch neue, benötigen Brennstoff, der nur begrenzt zur Verfügung steht. Zudem wird bei der Herstellung spaltfähigen Urans mehr CO2 freigesetzt als beim Betrieb eines vergleichbaren GuD-Gaskraftwerks. Die Verlängerung der Kraftwerkslaufzeiten ist ein Spiel mit dem Feuer. Nicht nur, dass nach wie vor ein sogenanntes Restrisiko eines Super-GAUs besteht und die Entsorgung des entstehenden radioaktiven Abfalls nicht gelöst ist. Der Reaktorkern, dessen Hauptbestandteil der Reaktordruckbehälter darstellt, hat nach Ende der regulären Laufzeit sein natürliches Lebensende erreicht. Aufgrund der fortlaufenden hochradioaktiven Bestrahlung versprödet der Stahl während des Betriebs zunehmend und kann irgendwann den enormen Belastungen durch Temperatur und Druck nicht mehr standhalten. Nicht umsonst werden Kernkraftwerke von Beginn an auf einem wesentlich niedrigeren Temperatur- und Druckniveau betrieben als herkömmliche Kraftwerke. Dies bedeutet: vor der Laufzeitverlängerung steht der Austausch der zentralen Kraftwerkstechnik an! Davon ist bisher nicht die Rede.

Wer also nach Verlängerung der Kernkraftwerk-Laufzeiten verlangt, setzt bewusst das Leben seiner Mitbürger zum Zwecke der Gewinnmaximierung aufs Spiel. Diese Aussage mag zunächst übertrieben erscheinen, trifft aber im Grunde den Kern der Sache. Wäre es da nicht wesentlich sinnvoller, sich in Zusammenarbeit mir den hiesigen Universitäten und Forschungseinrichtungen, mit unseren gut ausgebildeten Ingenieuren, mit dem hochinnovativen Maschinenbau und schwäbischen Tüftlern auf intelligente Lösungen zu konzentrieren und auch in Baden-Württemberg und Bayern den regenerativen Energien und der erhöhten Energieeffizienz zum Durchbruch zu verhelfen? Schluss mit der Panikmache und auf zu neuen Ideen. Besser Wind- und Sonnenkraftwerke bauen. Biogasanlagen und Wasserkraftwerke erstellen. Das Elektroauto weiterentwickeln und die Batterie- und Speichertechnik verbessern. Dann braucht kein Mensch neue Atomkraftwerke und wir bleiben weiter Exportweltmeister. Denn irgendwann in naher Zukunft gehen alle unsere bisherigen Energiequellen definitiv zur Neige. Wer dann Alternativen anbieten kann, hat die Nase vorn.

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