Wissenschaft

Warum Dürre-geplagte Wälder Stürmen schwerer trotzen können

Folgen des Klimawandels wie Dürren machen Wälder anfälliger für andere Folgen des Klimawandels - wie Unwetter. Michael Brandt/dpa

Ein Sturm fegt über Berlin – und seine Schäden machen ein ganzes Waldgebiet unzugänglich. Der Klimawandel wird gleich doppelt zum Problem: Er trägt Experten zufolge nicht nur dazu bei, dass Stürme häufiger und heftiger werden, auch wenn seine Rolle für ein konkretes Unwetter schwer zu beziffern ist. Gleichzeitig führt er dazu, dass Extremwetter drastischere Schäden verursachen kann, weil Wälder weniger widerstandsfähig sind.

«Die Bäume sind von den Dürren vorgeschädigt», erklärt Wald-Expertin Nicole Wellbrock vom Thünen-Institut. «Wenn ein Sturm kommt, ist der Halt und Festigkeit durch Stamm- und Wurzelschäden schlechter.»

Feinwurzel seien in den Dürrejahren abgestorben und die Bäume müssten sich erst wieder regenerieren. Es werde weniger Blattmasse gebildet und dadurch könne weniger Wasser aufgenommen werden oder Stoffwechsel stattfinden. «Schädlinge und Pilze können dann leichter eindringen», so Wellbrock. Durch die immer häufigeren Trockenphasen könnten Bäume sich nicht mehr vollständig erholen.

Auch Christopher Reyer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung bestätigt: «Bei solchen vorgeschädigten Bäumen besteht ein höheres Risiko für Folgeschäden durch Sturmböen wie Ast- und Kronenbrüche sowie Entwurzelung – vor allem im Sommer, wenn die Bäume belaubt sind und den Böen viel Angriffsfläche bieten.» Die Erderwärmung habe einen deutlichen Anteil an den extremen Temperaturen und der Trockenheit der letzten Jahre gehabt. «Der Klimawandel hat somit die Anfälligkeit der Bäume erhöht.»

Bei einem starken Unwetter sind im Tegeler Forst im Nordwesten Berlins der Umweltverwaltung zufolge durch Sturmböen Tausende Bäume umgeknickt oder entwurzelt worden. Den Wald zu betreten, ist vorerst strengstens untersagt, weil weiter die Gefahr besteht, dass Äste herabstürzen und beschädigte Bäume umstürzen.

Nach der jüngsten Waldzustandserhebung für 2024 sind von den häufigsten Arten Fichte, Kiefer, Buche und Eiche vier von fünf Bäumen krank, wie das Landwirtschaftsministerium kürzlich mitteilte. Die Daten stammen aus der jährlichen Waldzustandserhebung, die seit den 1980er Jahren über ein Netz von Stichproben vorgenommen wird. Dabei wird der Zustand der Baumkronen eingeschätzt. Wald bedeckt rund ein Drittel der gesamten Landesfläche Deutschlands.

© dpa-infocom, dpa:250628-930-728927/1

Zur Startseite