Wenn der Kofferraumdeckel zur Schlafzimmertür wird

Neugier, Abenteuerlust, vollkommene Freiheit – das war wohl vor allem unsere Motivation für eine mehrmonatige Reise ans andere Ende der Welt. Mit Rucksack bepackt, alles Nötige dabei, ging die Reise Ende Oktober für uns beide los. Erster geplanter Stop war Kuala Lumpur, die Hauptstadt Malaysias. Hier erwartete uns erst mal eine chaotische „Multikulti-Metropole“ mit einem gewaltigen Temperaturunterschied zum herbstlichen Deutschland.

Bereits nach drei Tagen warfen wir allerdings die ursprüngliche Reiseplanung wieder über Bord und flogen nach einer Nacht am Flughafen kurzentschlossen nach Borneo, eine grüne Insel im südchinesischen Meer, die teilweise zu Malaysia gehört. Gelandet sind wir in Kota Kinabalu, wo wir die Möglichkeit hatten, beim Dschungel-Trekking und mit ausgeliehenen Rollern den Regenwald hautnah zu erleben.

Weiter ging es per Flieger nach Sandakan, einer Stadt umgeben von Regenwald. Nach einem Besuch im „Orang Utan Rehabilitation Center“ und dem Erkunden von alten buddhistischen Tempeln beschlossen wir, uns die volle Dosis Wildnis bei einer dreitägigen River Cruise und Zelten am Fluss von Kinabatang zu geben. Bei Boots-Touren und Wanderungen entdeckten wir die verschiedensten Tiere des Regenwalds Borneos, von den Tukan-ähnlichen Hornbill-Vögeln über die kleinsten Elefanten der Welt bis hin zu Flusskrokodilen blieb uns nichts verwehrt. Von der nächtlichen Geräuschkulisse des Waldes mussten wir uns nach zwei Tagen leider schon wieder verabschieden.

Nach zwei weiteren Tagen in Sandakan traten wir unseren Rückweg auf das malaiische Festland an. Von Kuala Lumpur aus starteten wir mitten in der Nacht nach Neuseeland, eines unserer Hauptreiseziele. Im modernen Auckland angekommen, erlitten wir den umgekehrten Kulturschock. Nach fünf Tagen Erkundungstour und intensiven Verkaufsgesprächen erwarben wir unser neues Heim für die nächsten zweieinhalb Monate, unseren Camper-Van. In unserem neuen, 20 Jahre alten Honda „Odyssey“ begannen wir unseren Roadtrip quer durch Neuseeland in Richtung Northland.

Bis zur nördlichsten Spitze zum Cape Renga fuhren wir durch unbeschreiblich schöne Landschaften, über unbefestigte Schotterstraßen und an traumhaften Stränden entlang. Von Auckland wiederum fuhren wir nach Coromandel, um neben den wunderschönen Buchten, wie zum Beispiel der Cathedral Cove, den Hot Water Beach zu besuchen. An diesem Strand versammeln sich unzählige Menschen bei Ebbe, um sich bei den heißen Quellen Whirlpools in den Sand zu schaufeln. Einige Poolbauversuche später setzten wir unsere Reise am nächsten Morgen fort in Richtung Hamilton, um das „Herr der Ringe“-Filmset zu bewundern.

Beim Besuch in der Hamilton Mall stießen wir zum ersten Mal auf Weihnachtsdeko und einen Weihnachtsmann, dem die Kinder wie in den US-Filmen ihre Wünsche erzählen konnten. Ansonsten hält sich die Weihnachtsstimmung bei windigen 25 Grad in Grenzen. Ab und an sieht man mit Lichterketten verzierte Häuser und Weihnachts-Sales in den Einkaufsläden. Doch ohne Schnee kommt bei uns bisher keine weihnachtliche Stimmung auf. Da fehlen vermutlich doch auch die Plätzchen von Oma. Trotz allem haben wir unseren Van natürlich mit zwei Adventskalendern „upgegradet“ und planen unser „First Summer Christmas“ am Strand der Südinsel. Wir wünschen allen Lesern, Freunden und Bekannten ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Grüße vom anderen Ende der Welt!

Patrick Wick und Silas Hüeber