Weihnachtsgrüße

Von Sinterklas bis zur Feier der koptischen Christen

Jana Mayer feiert in Ägypten Weihnachten gleich an mehreren Tagen.

Jana Mayer arbeitet in Assuan die meiste Zeit mit Kindern zusammen. Foto: privat

Nach dem Abitur habe ich mich dazu entschlossen, ein Jahr ins Ausland zu gehen. Dass ich am Ende im ägyptischen Assuan landen würde, damit habe ich nicht gerechnet. Nach meinen früheren Vorstellungen wäre ich jetzt viel lieber irgendwo in der Pampa unterwegs. Aber wie ich immer so schön sage: „Gottes Pläne sind höher und größer als meine eigenen Vorstellungen.“

Jetzt lebe ich mittlerweile seit drei Monaten hier und ich fühle mich ziemlich wohl. Mein Körper hat die anfänglichen Schwierigkeiten und Umstellungen gut gemeistert. Meine Arbeit hier in der Millionenstadt ist ziemlich vielfältig. Am besten nehme ich euch, liebe Leserinnen und Leser, kurz mit in mein abenteuerliches Leben.

Ich lebe auf dem Gelände eines deutsch-christlichen Krankenhauses und arbeite die meiste Zeit mit Kindern zusammen. Und ich liebe es, denn die Kinder bereichern mein Leben unglaublich. Ich darf in einem Kindergarten arbeiten, ich darf deutsche Missionarskinder hier in Assuan unterrichten und bei verschiedenen Programmen außerhalb, in den Dörfern, dabei sein.

Die Menschen und die Kultur sind so anders, als ich das aus meinem kleinen Dorf in Deutschland kenne. Seit ich hier aus dem Flieger ausgestiegen bin, höre ich alle fünf Minuten aus allen Ecken „Welcome to Assuan!“. Das ist ja sehr freundlich, aber eine wirkliche Privatsphäre habe ich auf den Straßen nicht, dazu bin ich einfach zu hellhäutig und zu „anders“. Aber ich liebe die Herzlichkeit, die gute Laune und das rege Leben, das hier herrscht. Es ist immer was los, die Mütter sind mit ihren Babys bis spät in der Nacht auf den Straßen unterwegs. Die kleinen Jungs treiben mit ihren Surfbrettern auf dem Nil, singen Lieder, um so ihr Geld zu verdienen und die vielen Straßentiere sind immer auf der Suche nach was Essbarem.

Auch das Klima ist so anders, ich hätte am Anfang nie gedacht, dass selbst Gerüche in der Luft so komplett verschieden sein können. Ja, die Luft hier ist echt schlecht, deshalb erkranken die meisten Kinder schon im frühen Alter an Asthma oder anderen Atemwegserkrankungen. Da freue ich mich schon wieder auf die gute und frische Luft der Schwäbischen Alb.

Weihnachten werde ich dieses Jahr komplett anders feiern, als ich das in meinen Kindheitsjahren erlebt habe. Am 5. Dezember darf ich das erste Mal Sinterklas mit den Holländern hier vor Ort feiern. Hierfür muss ich mir noch ein gutes Gedicht überlegen, das ich dann vortragen darf. Das Gelände, auf dem ich lebe, ist sehr international, weshalb ich Weihnachten dieses Jahr an mehreren Tagen feiern und mit den unterschiedlichsten Leuten verbringen darf.

Der Nil bestimmt das Leben in Assuan. Foto: privat

Da Ägypten ein muslimisches Land ist, gibt es sehr wenige Menschen, die Weihnachten überhaupt feiern. Das bedeutet, es gibt keine Weihnachtsmärkte mit Punsch und Zimtsternen, keine Weihnachtsdekoration in den Geschäften und auf den Straßen. Das finde ich schon ein bisschen schade. So werde ich, wie das ganze Jahr über, auch an Weihnachten den Nil, die Sahara, die vielen Kreuzfahrtschiffe und den vollen Verkehr sehen – ohne all die süßen und schönen Weihnachtsdinge aus Deutschland.

Aber ich freue mich trotzdem sehr, dass die Weihnachtszeit jetzt kommt. Denn ich habe beschlossen, mit den ägyptischen Kindern Weihnachtsplätzchen zu backen und den Raum ein bisschen weihnachtlich zu schmücken. Außerdem darf ich den 24. Dezember bei einer deutschen Missionarsfamilie verbringen und dort zusammen mit ihren vier Kindern Weihnachten feiern.

Und in der Nacht vom 6. zum 7. Januar feiern dann die koptischen Christen in Ägypten ihr Weihnachtsfest. Dazu kann ich noch nichts Genaueres erzählen, denn ich darf den ägyptischen Weihnachtstag selber zum ersten Mal erleben.

Ich wünsche allen ein schönes und gesegnetes Weihnachtsfest, ganz egal wo sie es verbringen werden. Und ganz liebe Grüße schicke ich an meine Familie. Ich vermisse euch.

Viele Grüße aus Ägypten

Jana Mayer

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