Weihnachtsgrüße

Im Gottesdienst gibt es Musik und Tanz

Carola Scheifele unterstützt in Sambia die Nichtregierungsorganisation Play4All. Das Angebot für Kinder sorgt für Sicherheit, Bildung und Essen.

Den Kindern wird auf spielerische Weise Bildung vermittelt.

Ukufyalua – so wünscht man sich frohe Weihnachten auf Bemba. Bemba ist eine der 72 Sprachen, die hier in Sambia gesprochen wird. Da ich seit August ein Graduiertenpraktikum bei der NGO Play4All mache, habe ich bereits etwas Bemba gelernt. Von einer Unterhaltung bin ich jedoch noch relativ weit entfernt.

Play4All bietet ein offenes Angebot für Kinder in einem Compound, mit dem wir Kindern auf spielerische Weise Bildung vermitteln und sie zu eigenständigem Denken anregen wollen.

Daneben spielt auch die Sicherheit der Kinder eine große Rolle. Durch das Offene Angebot wollen wir den Kindern zumindest für einige Stunden ein sicheres Umfeld bieten, in dem sie Kind sein können. Viele Kinder zu haben ist in Sambia, besonders im Kreis des Compounds, ein Statussymbol. Leider können sich gerade die Menschen, die keine festen Jobs haben, kaum um mehrere Kinder kümmern. Oft fehlt es an Geld für Essen oder Zeit für die Erziehung. Deshalb sind viele der Kinder bereits im jungen Alter die meiste Zeit auf sich alleine gestellt.

Da wir immer morgens öffnen, richtet sich Play4All hauptsächlich an Kinder, die nicht zur Schule gehen. In Sambia wird der Unterricht an einigen Schulen in Schichten durchgeführt, da die Anzahl der Schülerinnen und Schüler die Kapazitäten der Schule ansonsten übersteigt. Somit können auch Kinder an den Angeboten teilnehmen, die nur nachmittags zur Schule gehen.

In der Regel kommen circa 40 Kinder im Alter von bis zu 14 Jahren. Einige Kinder bringen ihre jüngeren Geschwister mit, sodass wir teilweise Kinder im Alter von zehn Monaten bei uns haben. Zum Abschluss gibt es täglich etwas Porridge, welches aus Maismehl, Zucker, Salz und manchmal auch gemahlenen Erdnüssen oder Soja zubereitet wird. Für manche Kinder ist das die einzige Mahlzeit, die sie den Tag über erhalten. Während es in Deutschland immer kälter wird und teilweise auch schon geschneit hat, gab es hier durch den Beginn der Regenzeit im November nur eine geringe Abkühlung. Während den aktuell noch relativ kurzen Regenschauern und Gewittern kühlt es deutlich ab, doch sobald sich die Sonne wieder zeigt, ist auch die Hitze zurück. Bei viel Sonnenschein und mindestens 30˚ Grad fühle ich mich eher wie im Sommer als in der Adventszeit. Das liegt vielleicht auch daran, dass Weihnachten hier scheinbar eine geringere Bedeutung hat als in Deutschland. Da es hier große Unterschiede zwischen Arm und Reich gibt, kann das Weihnachtsfest ganz unterschiedlich aussehen und wird teilweise auch gar nicht gefeiert. Diejenigen, die es sich leisten können, haben ein Festessen, das sich in der Regel durch Reis und Hühnchen auszeichnet. Man geht in den Gottesdienst, es gibt Musik und es wird getanzt. Gelegentlich hört man von Leuten, dass sie einen Weihnachtsbaum haben, der allerdings aus Plastik ist. Die Beschreibung deutscher Nadelwälder hat hier bereits für Verwunderung gesorgt, da Nadelbäume hier unüblich sind und die meisten Menschen nur die Plastikausführung kennen.

In Kirchen, an christlichen Schulen oder anderen christlichen sozialen Einrichtungen gibt es oftmals ein „Christmas Play“.

Bei ärmeren Familien reicht das Geld meistens nicht einmal, um Reis für ein besonderes Essen zu besorgen. Dabei spielt auch die Zeit im Jahr, in der Weihnachten liegt, eine Rolle. Die aktuelle Zeit wird auch als „Hungersaison“ bezeichnet. Die Lebensmittelvorräte aus der letzten Regenzeit neigen sich dem Ende zu und die Lebensmittel, die in dieser Regenzeit angebaut werden, sind noch nicht geerntet. Dadurch steigen die Lebensmittelpreise gerade merklich an, was die Situation vieler Familien zunehmend verschärft.

Am Unabhängigkeitstag hatten wir bei Play4All die Möglichkeit, Reis und Bohnen für die Kinder zu kochen. Für einige war es das erste Mal in ihrem Leben, dass sie Reis gegessen haben. Bei Play4All gibt es nur eine hauptamtliche Mitarbeiterin, ansonsten wird das offene Angebot durch elf engagierte Ehrenamtliche ermöglicht. Für viele Einheimische ist es üblich, während der Regenzeit eine kleinere Farm zu mieten, um Lebensmittel selbst anzubauen. Da diese Farmen teilweise weit weg sind, zieht die gesamte Familie für einige Wochen dorthin.

Da uns im Dezember dadurch beinahe alle Ehrenamtlichen fehlen, schließt Play4All Mitte Dezember. Ich werde diese Zeit nutzen, um das Land ein wenig besser kennenzulernen, Weihnachten werde ich bei anderen deutschen Freiwilligen in einem Kinderheim im Süden Sambias verbringen. Dort gehen wir am 25. Dezember in die Kirche, am 26. Dezember gibt es dann eine Feier mit Christmas Play.

 

Carola Scheifele

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